Der Forschungsroboter „Curiosity“ hat im Lauf seines ersten Tages auf dem Mars bereits rund 40 Megabyte Datenmaterial an die Erde gesendet. Darunter seien inzwischen auch einige Fotos in hoher Qualität sowie ein kleines Video vom Landeanflug, teilten Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa am Montagnachmittag (Ortszeit) im kalifornischen Pasadena mit.

Washington. Mit einem spektakulären Manöver ist das Roboterfahrzeug „Curiosity“ sanft auf dem Mars gelandet. Im Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa im kalifornischen Pasadena brach nach dem Aufsetzen des Rovers um 7.32 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit am Montag minutenlanger Jubel aus. Gleich nach der Landung schickte „Curiosity“ einige erste Fotos zur Erde. „Das ganze Team ist außer sich“, sagte Nasa-Manager Peter Theisinger. „Es ist ein unglaubliches Gefühl.“ Viele Forscher hatten Tränen in den Augen.

+++ Viele Versuche gescheitert +++
+++ Warum Roter Planet? +++

Auch bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa in Darmstadt und an der mit einem Strahlenmessgerät beteiligten Universität Kiel gab es viel Beifall und strahlende Raumfahrt-Experten. Die Landung sei besser gelaufen als erwartet, sagte der Nasa-Ingenieur Adam Steltzner, der gemeinsam mit einem Team das komplizierte Manöver entwickelt hatte, bei einer Pressekonferenz nach dem Aufsetzen des Rovers. „Die äußeren Bedingungen auf dem Mars waren etwas freundlicher als wir erwartet hatten. Es war eine wunderschöne Landung.“ Rund zwei Jahre lang soll das sechsrädrige Roboterfahrzeug auf dem Roten Planeten nun nach Spuren von Leben suchen.

Der Forschungsroboter „Curiosity“ hat im Lauf seines ersten Tages auf dem Mars bereits rund 40 Megabyte Datenmaterial an die Erde gesendet. Darunter seien inzwischen auch einige Fotos in hoher Qualität sowie ein kleines Video vom Landeanflug, teilten Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa am Montagnachmittag (Ortszeit) im kalifornischen Pasadena mit. Auf den Bildern ist ein mehrere Kilometer entfernter Berg zu erkennen, zu dem „Curiosity“ (Neugier) innerhalb des nächsten Jahres rollen soll. Der Berg sei mehr als 5000 Meter hoch.

Außerdem zeigen die Bilder den Marsboden an der Landestelle. „Wir erkennen, dass es dort sehr flach ist und viele kleine Kiesel herumliegen“, sagte die Nasa-Wissenschaftlerin Joy Crisp. „Weder vor noch hinter dem Rover sehen wir irgendwelche Hindernisse, die ein Problem bei der Fahrt darstellen könnten.“ Am Dienstag sollen zwei Antennen des Rovers in Betrieb genommen werden, die die Kommunikation mit der Erde erleichtern sollen. Erste Forschungsarbeiten wird der Rover erst in mehr als einer Woche starten können. Bis er mit einem Bohrer Bodenproben entnimmt, kann es sogar noch bis zu einem Monat dauern.

Direkt nach der Landung habe „Curiosity“ mit den Vorbereitungen auf die Forschung begonnen, teilten Nasa-Wissenschaftler auf einer weiteren Pressekonferenz am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Der Rover sei dabei, eine Antenne auszuklappen, die eine bessere Kommunikation mit der Erde ermögliche. Danach werde er eine Art Kamera-Kran ausklappen. Fotos in besserer Qualität erwarten die Experten innerhalb der nächsten Stunden und Tage. Bis Farb-Fotos auf der Erde eintrudeln, dürfte es aber noch mindestens zwei Tage dauern. Auf den ersten gering aufgelösten Bildern war der steinige Boden des Planeten, ein Schatten des Roboters und viel Staub zu sehen, den der Rover bei seiner Landung aufgewirbelt hat.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gratulierte der Nasa: „Mit der Landung des Großroboters „Curiosity“ hat die Nasa ein neues Kapitel der Raumfahrtpolitik aufgeschlagen.“ Zugleich verwies er auf die Technik für „Curiosity“ aus Deutschland. So war neben dem Strahlungsmessgerät Rad (Radiation Assessment Detector) aus Kiel und Köln auch Software des Siemens-Konzerns zur Entwicklung des Rovers geliefert worden. Die Firma Sensitec aus dem hessischen Lahnau baute magnetische Sensoren zur Überwachung der Räder, der Roboterarme und der Antenne. Die europäische Sonde „Mars Express“ markierte den Landepunkt mit einer hochauflösende Stereokamera HRSC des Unternehmens Astrium in Friedrichshafen am Bodensee.

„Jetzt haben sie einen funkelnagelneuen Wagen da oben stehen, ganz so, als hätten sie ihn gerade beim Autohändler gekauft“, meinte Michel Denis von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Die Esa hatte die Landung mit Hilfe von „Mars Express“ überwacht. „Curiosity“ hat mit rund 900 Kilogramm das Gewicht eines älteren Kleinwagens – und ist damit mehr als viermal so schwer wie seine Vorgänger „Spirit“ und „Opportunity“.

„Wenn man sich vorstellt, was alles hätte schiefgehen können, dann fällt einem schon ein gewaltiger Stein vom Herzen“, sagte der deutsche Astronaut und Esa-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter, in Darmstadt. „Curiosity“ ist mit rund 1,9 Milliarden Euro die teuerste und gleichzeitig auch die technisch ausgefeilteste Mission, die je zum Roten Planeten geschickt worden ist.

Reiter packt zugleich das Fernweh. „Natürlich könnte ich mir vorstellen, selbst bei einer Mars-Mission mitzumachen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Allerdings sei das bloße Theorie: „Da sind noch viele technische Probleme zu lösen, sei es die Reisezeit von mehr als zwei Jahren für den Hin- und Rückweg, sei es der Strahlenschutz.“ Er versichert jedoch: „In zwei oder drei Jahrzehnten wird ein Mensch auf dem Mars stehen, daran habe ich keine Zweifel.“ Die zentrale Frage der Mars-Forschung sei weiterhin die Suche nach dort möglichem Leben. „Es könnte ... Einzeller geben, Viren oder Bakterien, vielleicht auch nur deren Reste, die aber beweisen, dass Leben auf dem Mars vor einer gewissen Zeit einmal existiert hat.“

US-Präsident Barack Obama lobte die Landung als eine „beispiellose Technologie-Leistung“. „Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben“, sagte Obama laut Mitteilung. Die Landung des Roboterfahrzeugs werde in der Zukunft als „Argument des Nationalstolzes“ dienen. „Die Räder von „Curiosity“ haben heute den Weg frei gemacht für menschliche Fußstapfen auf dem Mars“, sagte Nasa-Direktor Charles Bolden. „Das ist eine unglaubliche Errungenschaft.“

Die Landung des Rovers wurde über das Internet live übertragen und von tausenden Menschen weltweit verfolgt. Sogar auf dem New Yorker Times Square wurde das Event live übertragen. In einem Hörsaal der Universität Kiel verfolgten fast 500 Zuschauer die Live-Übertragung der Nasa. Das „Curiosity“-Messgerät „Made in Kiel“ ist etwas kleiner als ein Schuhkarton und nur gut anderthalb Kilogramm schwer. Der sogenannte Radiation Assessment Detector verbraucht weniger Strom als eine Energiesparlampe, seine Aufgabe: verschiedene Arten von Strahlen zu messen. Die Kieler Universität habe nun eine Außenstelle auf dem Mars, freute sich der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Wolfgang J. Duschl. (dpa)