Neue Details im Skandal um die möglicherweise krebserregenden Brustimplantate. Bei Tests wurde ein Zusatzstoff für Benzin gefunden.

Paris. Neuer Schock im Skandal um die möglicherweise krebserregenden Brustimplantate der französischen Firma Poly Implants Prothèses (PIP): Der französische Radiosender RTL hat die Zutatenliste der Silikonkissen untersucht und festgestellt, dass sich darin industrielle und chemische Stoffe befänden, die niemals auf ihre medizinische Tauglichkeit getestet worden seien. Darunter soll sich auch ein Zusatzstoff für Benzin befunden haben.

+++Mangelhafte Implantate wohl nicht genehmigt+++

Jetzt wurde bekannt, dass der deutsche Chemikalienhändler Brenntag Industrie-Silikon an PIP geliefert hat. "Wir haben das Produkt an PIP geliefert und sind mit den französischen Gesundheitsbehörden in Kontakt", sagte gestern ein Brenntag-Sprecher. Es habe sich um das Material Baysilone gehandelt, das etwa als Dichtungsmasse in der Baubranche eingesetzt werde. PIP hatte Brustimplantate mit Industriesilikon gefüllt statt mit einem medizinischen Kunststoff.

Die Zahl der Krebserkrankungen unter Frauen mit den PIP-Implantaten ist höher als bislang bekannt. Nach jüngsten Angaben der Aufsichtsbehörde Afssaps wurden bis zum 28. Dezember 20 Fälle registriert. Bislang waren nur neun bekannt gewesen. Die Afssaps betonte aber erneut, dass bislang kein Zusammenhang zwischen Tumorentstehung und den nicht zugelassenen Implantaten bewiesen sei.

In Frankreich sind 30 000 Frauen betroffen. Weltweit sollen 400 000 bis 500 000 Frauen die minderwertigen Silikonkissen tragen. Die genaue Zahl der betroffenen Frauen in Deutschland ist bisher unbekannt.