Die Pannenserie in der russichen Raumfahrt geht weiter: Erneut ist ein Satellit verloren gegangen. Kreml kündigt unterdessen harte Strafen an.

Moskau. In Russland hat es erneut eine schwere Raumfahrtpanne gegeben: Bei einem Fehlstart einer Sojus-Rakete ist ein militärischen Kommunikationssatelliten verloren gegangen. Die Agentur Interfax meldete am Freitag, dass der vom Weltraumbahnhof Plessezk im Norden Russlands gestartete "Meridian“-Satellit in Sibirien abstürzte. Die Nachrichtenagetur berief sich auf Raumfahrtkreise. Schäden oder Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht. Glücklicher verlief indes die Ankunft dreier Raumfahrer an der Internationalen Raumstation ISS.

Es ist bereits der zweite Fall einer Sojus-Fehlzündung in diesem Jahr. Zuletzt war im August der unbemannte Raumfrachter Progress auf dem Weg zur ISS abgestürzt. Die Trümmer des nun abgestürzten Satelliten seien südlich der Stadt Nowosibirsk aufgeschlagen, hieß es. Der Schaden wurde auf umgerechnet rund 50 Millionen Euro geschätzt.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Panne und kündigte eine Prüfung des Zwischenfalls an. Möglich sei, dass weitere Satellitenstarts verschoben würden. Wegen einer fehlerhaften Zündung der dritten Stufe der Trägerrakete gelangte der Satellit nicht auf die erforderliche Erdumlaufbahn im Weltall, hieß es.

Zuletzt hatte Russland nach einer Reihe von Rückschlägen die Marsmond-Raumsonde "Phobos-Grunt“ verloren. Die rund 13,5 Tonnen schwere, fehlgeleitete Raumsonde wird nach Berechnungen aus Moskau bald zerbrechen und im Januar 2012 abstürzen. Die hochgiftigen Stoffe im Tank der 120 Millionen Euro teuren Marsmond-Sonde würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre vermutlich verglühen, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Auch das radioaktive Kobalt an Bord sei laut Roskosmos nicht gefährlich.

Nach der Pannenserie in diesem Jahr hatte Kremlchef Dmitri Medwedew den Schuldigen mit drastischen Worten eine Bestrafung angedroht. Die Misserfolge beeinträchtigten Russlands Konkurrenzfähigkeit im Wettrennen etwa mit den USA und China, sagte er.

Unterdessen erreichten am Freitag drei Raumfahrer die ISS. Ein Russe, ein US-Amerikaner und ein Niederländer dockten zwei Tage nach ihrem Start mit einer Sojus-Rakete plangemäß am Außenposten der Menschheit in 350 Kilometern Höhe an. Im Flugleitzentrum bei Moskau verfolgten die Angehörigen das Manöver, wie die Agentur Interfax meldete. Die ISS kommt damit wieder auf ihre sechsköpfige Sollstärke. (abendblatt.de/dpa)