Hamburg . Der Sternenhimmel im September wird vom Erdtrabanten geprägt. Auch das Sommerdreieck ist jetzt besonders gut zu sehen

Der September ist eine Zeit des Übergangs: von den langen Tagen des Sommers – hin zu den längeren Nächten des Herbstes. Am Monatsende geht die Sonne eine Stunde später auf und eine Stunde früher unter als zu Monatsbeginn, die Zeit des hellen Tageslichts verkürzt sich innerhalb eines Monats um volle zwei Stunden. Am 23. September um 10.21 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit kreuzt die Sonne die Äquatorebene der Erde südwärts: auf der Nordhalbkugel unseres Planeten beginnt der Herbst.

Zu Monatsbeginn leuchtet spät in der Nacht noch der abnehmende Mond, der sich allmählich in die frühen Morgenstunden zurückzieht. Leider ist am 13. September die Passage des Neumondes vor der Sonne bei uns nicht zu sehen – diese partielle Sonnenfinsternis kann man nur auf der Südhalbkugel, von Südafrika bis in die Antarktis zu verfolgen. Wenige Abende später taucht der Mond wieder im Südwesten als zunehmende Sichel auf, bis er etwa ab dem 20. September mit seinem Licht durchaus störend für die Beobachtung der Milchstraße wird.

Gegen Ende der Abenddämmerung gelingt es uns noch, knapp über dem Südwesthorizont den Planeten Saturn zu finden. Er geht nun immer früher unter, was aber zum Teil durch die früher einsetzende Nacht kompensiert wird. Zu Monatsbeginn können wir ihn noch von 21 bis 22 Uhr sehen, am Monatsende nur noch etwa eine halbe Stunde ab 20 Uhr. Saturn steuert vom Sternbild Waage auf den Skorpion zu, den er im Oktober erreichen wird.

Das Dreieck aus Wega, Deneb und Atair bleibt die Nacht am Himmel

Fast senkrecht über unserem Kopf leuchten zwei auffällig helle Sterne. Es sind die beiden nördlichen Sterne des Sommerdreiecks – Wega und Deneb. Wega ist dabei der hellere Stern. Unterhalb der beiden Sterne steht der etwas schwächere Stern Atair, der die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Dieses riesige gleichschenkelige Dreieck aus Wega, Deneb und Atair bleibt die ganze Nacht am Himmel und ist bis in den Dezember beobachtbar. Im September steht es um 22 Uhr optimal in der Himmelsmitte, hoch über der Südrichtung platziert.

Deneb markiert als „Alpha Cygni“ die Schwanzfedern des Sternbild Cygnus – des Schwans, der mit weit ausgebreiteten Flügeln durch die Milchstraße fliegt. Der gedachte Schwanenhals zeigt nach Südwesten. Manchmal wird diese Figur auch als „Kreuz des Nordens“ bezeichnet. Deneb stellt dabei den Scheitelpunkt am Längsbalken des Kreuzes dar. Es ist viel größer als das in unseren Breiten nicht sichtbare „Kreuz des Südens“, besteht aber bis auf Deneb aus eher lichtschwächeren Sternen. Dennoch: Es ist eine gut erkennbare Sternenfigur im Sommerdreieck, mitten in der Milchstraße, die sich über Deneb hinweg hoch über unsere Köpfe bis zu Capella im Nordosten zieht. Allerdings: Nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter zeigt sich dieses quer über den Himmel verlaufende Lichtband in seiner vollen Pracht.

Es fällt uns schwer, jetzt spätabends außer dem Sommerdreieck noch auffällig helle Sterne zu entdecken. Nur horizontnah werden wir fündig: Tief am Westhorizont funkelt ein heller, rötlicher Stern – es ist Arktur im Bärenhüter. Er steht nur etwa eine Handspanne über dem Horizont. Drehen wir uns um, so finden wir auf der gegenüberliegenden Seite im Nordosten den hellen Stern Capella im Fuhrmann. Sein Aufstieg kündigt den Herbst an. Zwischen Arktur und Capella leuchten im Norden die hellsten Sterne des „Großen Bären“, der nun auf seine tiefste Stellung zustrebt.

Am Südhorizont ist östlich, also „links“ der Milchstraße, das unscheinbare Sternbild Steinbock zu sehen. Über dem Steinbock entdecken wir die kleine, aber auffällige Sternfigur des Delphins. Er steht wie der Steinbock am östlichen Rand des leuchtenden Bandes der sommerlichen Milchstraße. Weiter links, am südöstlichen Horizont schließen sich die aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische an. Es sind die dem Steinbock im Tierkreis folgenden Sternbilder. Sie markieren den Wanderweg von Sonne, Mond und Planeten.

Allerdings können wir mit dem Fernrohr immerhin die beiden fernsten Planeten in dieser Himmelsregion entdecken: Uranus und Neptun. Neptun gelangt am 1. September im Sternbild Wassermann in „Opposition“ zur Sonne und steht damit die ganze Nacht am Himmel. Etwa 3 Grad südwestlich des Sterns „Lambda Aquarii“ ist er nur ein sehr lichtschwaches „Pünktchen“, denn Neptun zieht über 4 Milliarden Kilometer (fast 30 mal weiter als unsere Erde von der Sonne entfernt) seine Bahn. Ebenso unauffällig wandert in den Fischen der Planet Uranus. Er erreicht zwar erst im Oktober seine beste Stellung des Jahres, bekommt aber im September Besuch durch unseren Mond, der in der Nacht zum 29. September nur ein Grad südlich an ihm vorbeizieht, nur wenige Stunden nach einem ganz besonderen Vollmond.

In den Morgenstunden des 28. Septembers durchquert der Vollmond den Schatten unseres eigenen Planeten: Es kommt zu einer „Totalen Mondfinsternis“! Ab 2.10 Uhr taucht der Vollmond dabei zunächst in den Halbschatten der Erde ein, wo er nur wenig verdunkelt wird. Erst sobald er tief in diesen Halbschatten eingetaucht ist, kann man es mit bloßem Auge erkennen. Ab 3.07 Uhr erreicht er dann den Kernschatten der Erde. Trotzdem wird er nicht ganz dunkel, denn unsere Erde schiebt sich zwar vom Mond aus gesehen vollständig vor die Sonne, doch der leuchtende Saum der Erdatmosphäre lenkt rötliches Streulicht der Sonne in den Schatten der Erde hinein und taucht den Mond in einen geheimnisvollen rötlichen Schimmer. Die Mitte der Finsternis wird um 4.47 Uhr erreicht. Der Mond steht dann im Sternbild Fische im Südwesten rund 20 Grad über dem Horizont.

Der Mond läuft diesmal nicht zentral durch den Schatten der Erde, sondern etwas südlich. Das bedeutet, dass der „obere“ Teil des Mondes etwas dunkler als der „untere“ Teil des Mondes sein dürfte.

Der September-Vollmond trägt den Beinamen „Erntemond“

Der September-Vollmond und die totale Mondfinsternis in den Fischen am 28. September findet nur fünf Tage nach Herbstbeginn statt – es ist also der Vollmond, der dem Herbstbeginn in diesem Jahr am nächsten kommt. Er trägt den Beinamen „Erntemond“. Dieser Vollmond war für die bäuerliche Erntearbeit von besonderer Bedeutung, denn der Mond war eine willkommene Leuchte, die die Fortsetzung der Arbeit bis tief in die Nacht erlaubte. Denn der Mond bleibt noch fast genauso hell und er geht fast zur selben Zeit auf, da er sich jetzt im Bereich Fische maximal schnell nach Norden bewegt und damit seine übliche tägliche „Verspätung“ von in der Regel 50 Minuten merklich kompensieren kann. Achten Sie darauf: Der abnehmende Mond taucht auch an den letzten Septemberabenden also nach Vollmond weiterhin bereits zu Beginn der Dunkelheit als helles Licht am Himmel auf.

Frühaufstehen lohnt sich in diesem Monat auch für den spektakulären Auftritt des „Morgensterns“. Eigentlich ist Venus ein Planet: eine Gesteinskugel ähnlich der Erde, die nur deshalb leuchtet, weil sie vom Stern Sonne beleuchtet wird – und doch hat sich die Bezeichnung „Morgenstern“ eingebürgert. Venus war im ersten Halbjahr als heller „Abendstern“ zu sehen, nun hat sie durch ihren Umlauf um die Sonne die Seite gewechselt. Am 21. September erreicht sie ihren größten Glanz und kann fast bis Sonnenaufgang als heller Lichtpunkt über dem Osthorizont gesehen werden. Am 10. September gesellt sich sogar noch die Sichel des abnehmenden Mondes zur Venus und – wesentlich lichtschwächer – Mars, der „links neben“ ihr zu finden ist. Venus wandert im Sternbild Krebs, während Mars weiter in den Löwen zieht, Richtung Jupiter, der gegen Ende des Monats die Parade der Planeten am Morgenhimmel bereichert.