Hamburg. Der Sternenhimmel über Hamburg im April

Der April beginnt mit einem dicken, vollen Mond – am Nachmittag des Sonnabends, 4. April, ist Vollmond im Sternbild Jungfrau. Dieser erste Vollmond nach Frühlingsbeginn ist der Ostervollmond, denn er legt das Osterdatum fest. Gleich am nächsten Tag ist daher in diesem Jahr der Ostersonntag.

Während der Mond einen halben Umlauf zuvor, am 20. März, in seiner Neumondstellung genau zwischen uns und die Sonne trat und sich eine Sonnenfinsternis ereignete, so wandert dieser Ostervollmond durch den Erdschatten – es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Leider ist dieses kosmische Schattenspiel bei uns nicht zu sehen, sondern nur im pazifischen Raum. In den darauffolgenden Nächten taucht der Mond dann zunehmend später auf und zieht sich rasch aus der ersten Nachthälfte zurück. Wir können dann zwei Wochen lang abends den Sternenreigen ungestört durch Mondlicht genießen.

Rasant kürzer werden jetzt die Nächte. Im hohen Norden dringt die Abenddämmerung im Laufe des Monats immer weiter Richtung Mitternacht vor. Entschädigt werden wir in der langen Wartezeit auf die Sterne durch einen besonderen Lichtpunkt, der schon kurz nach Sonnenuntergang im Westen auftaucht. Es ist der „Abendstern“, unser Nachbarplanet Venus, der sich strahlend hell zeigt. Durch sein ruhiges Licht verrät sich Venus als Planet, als „Wandergestirn“, das innerhalb der Erdbahn unsere Sonne alle 225 Tage einmal umkreist. Venus bewegt sich in diesem Monat durch das Sternbild Stier und bietet uns wunderbare Begegnungen. Da Venus gegenüber der Sonne eine deutlich nördlichere Position im Tierkreis erklimmt, geht sie in der zweiten Monatshälfte sogar erst nach 24 Uhr Sommerzeit unter!

Zu Monatsbeginn steht Venus zwölf Grad unter dem Siebengestirn und nähert sich diesem schönen Sternhaufen der Plejaden im Stier bis zum 11./12. April auf etwa drei Grad. Am 18. April bildet sie dann mit dem rötlichen Stern Aldebaran zur Linken und den Plejaden ein schönes Dreieck. Grandios wird dann der Anblick am Abend des 21. April, wenn die schlanke Sichel des zunehmenden Mondes sich an Aldebaran heranpirscht, den „Alpha-Stern“ des Stiers, der sein rotes Auge markiert.

Am Monatsende nähert sich Venus dem Stern Beta Tauri, auch Elnath genannt, der die nördliche Hörnerspitze des Stiers markiert. Es ist lohnend, diese Bewegung des Abendsterns Venus zu verfolgen! Venus rückt dabei immer näher an den zweiten „Superstar“ unserer Aprilnächte heran, an Jupiter. Er ist ebenfalls schon in der Abenddämmerung zu finden: weit links über der Venus und viel höher am Himmel im Süden. Jupiter ist noch immer fast die ganze Nacht über zu sehen und bleibt länger als Venus am Himmel; er geht erst in den Morgenstunden unter.

Vor wenigen Wochen wurde dieser Riesenplanet von unser schnelleren Erde überholt und bewegt sich noch bis zum 8. April scheinbar rückläufig im Sternbild Krebs, bis er dann ganz langsam ostwärts Richtung Löwe seine Bewegung aufnimmt. Daher schafft es die schnelle Venus in diesem Monat, die große Lücke im Tierkreis zwischen ihr und Jupiter deutlich zu verkleinern. Zwischen Jupiter und Venus liegt Ende April nur noch ein ganzes Tierkreissternbild – die Zwillinge mit den beiden Sternen Kastor und Pollux. Schon jetzt können wir uns auf das sich anbahnende Gipfeltreffen der beiden „Superstars“ Venus und Jupiter Ende Juni freuen.

Geübte Beobachter sollten übrigens am 19. April rechts unterhalb der Venus, knapp über dem Westnordwesthorizont Ausschau nach dem scheuen Planeten Merkur halten. Neben ihm schält sich an diesem Abend eine hauchdünne Mondsichel aus der Abenddämmerung heraus.

Es ist ganz typisch für den Frühling, dass nun abends der Große Bär (Ursa Major) und dessen sieben helle Wagensterne hoch über unseren Köpfen stehen. Sobald es dunkel genug ist, können wir den „Großen Wagen“ als Wegweiser zu den wichtigsten Sternen nutzen: Verlängern wir die Rückwand des Wagens etwa fünfmal, so stoßen wir auf halber Höhe über dem Nordhorizont auf den „Polarstern“ – den „Nordstern“. Verlängern wir die Rückwand des Wagens und ebenso die vorderen Kastensterne in die dem Polarstern gegenüberliegende Richtung, so kreuzen sich diese beiden gedachten Linien hoch über der Südrichtung in einem Sternentrapez, das den Körper des Löwen markiert.

Der April ist ein guter Monat, um nach Sternschnuppen Ausschau zu halten

Am westlichen, rechten Ende dieses Trapezes steht der hellste Stern in diesem Sternbild, der bläulich funkelnde Alpha Leonis, der den Eigennamen Regulus (kleiner König) trägt. Den Kopf und die Mähne des Löwen finden wir in Form eines „gespiegelten Fragezeichens“, einer sichelförmigen Sternengruppe, die sich von Regulus aus erhebt. Rechts, also westlich von Regulus, kommen wir wieder zu Jupiter im unscheinbaren Sternbild Krebs. ­Übrigens zieht am 26. April der zunehmende Mond an Jupiter vorbei und begegnet am nächsten Abend Regulus. Verlängern wir den Bogen der Wagendeichsel, so führt er uns zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter. Der Sage nach treibt er den „Großen Bären“ vor sich her. Ziehen wir den Deichselbogen über Arktur hinaus noch weiter nach Südosten, so treffen wir auf Spica, den bläulich funkelnden, hellen Hauptstern der Jungfrau. Dort ist in diesem Monat der schon erwähnte Ostervollmond platziert.

Im Nordosten zeigen sich die ersten Anzeichen des Sommers: Das ausgedehnte Sternbild Herkules folgt dem Bärenhüter und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks, die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan, machen sich bemerkbar – allerdings vor Mitternacht nur recht horizontnah.

In der zweiten Nachthälfte ist das Sommerdreieck vollständig zu sehen und am Südhorizont leuchtet das Sommersternbild Skorpion. In diesem Tierkreissternbild bewegt sich der Ringplanet Saturn, der in der zweiten Monatshälfte bereits vor Mitternacht auftaucht.

Der April ist auch ein guter Monat, um nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Der Meteorschauer der Lyriden ist in diesem Monat aktiv und erreicht am 22. April sein Maximum. Die beste Beobachtungszeit ist frühmorgens vor Beginn der Morgendämmerung, wenn kein Mondlicht stört, denn der zunehmende Mond geht bereits abends unter. So kann man die Leuchtspuren dieser verglühenden Staubkörnchen in unserer Erdatmosphäre genießen – allerdings nur abseits störender Lichter der Stadt.

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