Die Kombination der modernen und affenähnlichen Merkmale beim Fossilienfund des Australopithecus sediba sei absolut einzigartig.

Leipzig/Washington. Ein einzigartiger Fossilienfund aus Südafrika hat sich als möglicher neuer Urahn des Menschen entpuppt. Das zeigt die Untersuchung der zwei Millionen Jahre alten Skelett-Überreste, darunter der ältesten vollständig erhaltenen Hand. Der Australopithecus sediba habe seine Hände zwar noch zum Klettern auf Bäumen nutzen können, gleichzeitig aber über die „Fähigkeit des menschlichen Präzisionsgriffs“ verfügt, berichtet ein Team um Tracy Kivell vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie aus Leipzig. Der Australopithecus sediba sei daher ein besserer Kandidat für die Werkzeugherstellung als der Homo habilis, der wegen seiner modernen Handmerkmale so getaufte „geschickte Mensch“.

Die Kombination der modernen und affenähnlichen Merkmale beim Australopithecus sediba sei absolut einzigartig, betont Entdecker Lee Berger von der Witwatersrand-Universität in Johannesburg im US-Fachjournal „Science“. Das sei so bei frühen Vorfahren des Menschen noch nie gesehen worden.

Der Australopithecus sediba habe ein überraschend modernes, aber kleines Gehirn, eine sehr moderne Hand mit langem Daumen wie beim Menschen, ein sehr menschenähnliches Becken, aber eine ungewöhnliche Fuß- und Knöchelform, die sowohl affen- als auch menschenartig ist, berichten Forscher der Universität Zürich. Der Schädel verweise auf ausgesprochen menschliche Gesichtszüge. Das Gehirn habe Ähnlichkeiten mit dem heutiger Menschen. „Die zahlreichen modernen Merkmale und die frühere Datierung machen die Spezies möglicherweise zum besten Kandidaten als direkter Vorfahre unserer Gattung Homo, mehr noch als frühere Entdeckungen wie Homo habilis“, schlussfolgert Berger.

Die beiden gut erhaltenen Skelette eines 10- bis 13-jährigen Jungen und einer rund 30 Jahre alten Frau waren im Jahr 2008 in der südafrikanischen Region Sterkfontein entdeckt und im vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Rund 80 Forscher aus mehreren Ländern haben die Überreste inzwischen detailliert untersucht und stellen ihre Ergebnisse in fünf Artikeln im Fachjournal „Science“ vor. Die Fossilien seien ein wichtiger Baustein für das Verständnis der menschlichen Evolution, betonte Kivell. So lege der Vergleich mit dem Homo habilis nahe, dass „vor rund 2 Millionen Jahren womöglich mehrere Hominiden-Spezies existierten, die trotz unterschiedlicher Handanatomie bereits Werkzeug herstellen und damit arbeiten konnten“. (dpa/abendblatt.de)