Die Einrichtung will Brücke zwischen Forschern und Industrie sein. Forschungsstandort Hamburg soll gestärkt werden. Wissenschaftssenatorin Stapelfeldt weihte das Unternehmen offiziell ein.

Hamburg. Bis ein Wirkstoff, der im Labor als vielversprechend gilt, zu einem marktreifen Medikament wird, vergehen in der Regel viele Jahre. Erst sind Grundlagenforscher an der Reihe, später übernimmt die Pharmaindustrie. Eine Brücke zwischen beiden Seiten will ein Labor in Eidelstedt schlagen, das vor kurzem noch unter dem Namen European Screening Port firmierte. Inzwischen gehört die Einrichtung zur Fraunhofer-Gesellschaft, der größten Organisation für Angewandte Forschung in Europa. Gestern weihte Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) das Unternehmen offiziell ein, das nun Fraunhofer IME Screening Port heißt.

Der Übergang ist ein Ergebnis der im April vom Hamburger Senat beschlossenen Initiative, Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft dauerhaft in der Hansestadt anzusiedeln, um den Wissenschaftsstandort Hamburg zu stärken. Der IME Screening Port kooperiert unter anderem mit dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) und dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie.

Der Begriff „Screening“ im Firmentitel bezieht sich auf ein Verfahren, das die Fraunhofer-Einrichtung als eine ihrer Expertisen angibt: Forscher können hier ihre Zellen im Schnellverfahren automatisiert mit verschiedenen Substanzen behandeln (screenen) lassen. „Wir helfen Grundlagenforschern bei der Suche nach Wirkstoffen schon in einer frühen Phase, nach industriellen Standards zu arbeiten“, sagt Prof. Carsten Claussen, Leiter der Einrichtung. „Die Forscher profitieren von unseren modernen Mikroskopen und Robotersystemen, wir wiederum profitieren vom Wissen der Forscher“, sagt der Biotechnologe.

Juristisch gesehen gehört das Labor bereits seit Juli zur Fraunhofer-Gesellschaft. Seitdem habe sich der große Name gewinnbringend ausgewirkt, sagt Claussen. „Wir konnten mit dem BNI bereits Fördergeld von der EU einwerben, dass wir früher wahrscheinlich nicht bekommen hätten.“ Trotz des Sitzes in der Hansestadt machen Kooperation mit Hamburger Forschern bisher nur zehn Prozent der Firmenaktivitäten aus. Die Zusammenarbeit solle aber ausgebaut werden, sagte Wissenschaftssenatorin Stapelfeldt.