Senat will drei Forschungseinrichtungen ansiedeln – „Signal für die Stadt“

Hamburg. Hamburg will Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, der größten Organisation für angewandte Forschung in Europa, dauerhaft in der Hansestadt ansiedeln. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen. Geplant ist, dass sich Hamburg künftig an der gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft beteiligt und drei Forschungseinrichtungen in Fraunhofer-Einrichtungen überführt werden. „Das wird dazu beitragen, dass Hamburg zur Innovationshauptstadt in Europa wird“, sagte Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD), die die Pläne am Mittwoch mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) vorstellte.

Bisher war Hamburg das einzige Bundesland, das nicht Mitglied der Fraunhofer-Gesellschaft war, das 67 Institute betreibt. Daher hatte die SPD-Fraktion den Senat zu den letzten Haushaltsberatungen aufgefordert, die Ansiedlung der Fraunhofer-Gesellschaft zügig voranzutreiben.

Das Vorhaben sei von „großer wissenschaftspolitischer Bedeutung“, sagte Stapelfeldt. Damit würden künftig Einrichtungen sämtlicher von Bund und Ländern finanzierten Forschungsorganisationen in der Hansestadt vertreten sein. „Neben dem Nutzen für die Forschungsinfrastruktur ist dies auch ein wichtiges Signal für die ganze Stadt.“ Die zur Förderung vorgesehenen Forschungseinrichtungen arbeiteten eng mit Hamburger Hochschulen zusammen und ergänzten die durch den Senat besonders geförderten Schwerpunktbereiche Energiewende, Lebenswissenschaften und maritime Wirtschaft, sagte Stapelfeldt, die jüngst massive Kritik einstecken musste. In der Bürgerschaftssitzung vor knapp zwei Wochen hatte ihr die Opposition vorgeworfen, sie habe drei Jahre lang rein gar nichts getan, um den Wissenschaftsstandort Hamburg zu stärken.

In die Ansiedlung der Fraunhofer-Einrichtungen hat die Stadt bereits sechs Millionen Euro investiert, weitere 6,5 Millionen sollen es in den kommenden Jahren sein. Hinzu kommt jährlich der Beitrag an die Fraunhofer-Gesellschaft in Höhe von 550.000 bis 850.000 Euro. Diese hat ein Jahresbudget von zwei Milliarden Euro. Über 70 Prozent werden mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten erwirtschaftet, knapp 30 Prozent wird von Bund und Ländern als Grundfinanzierung beigesteuert.

Bereits 2010 wurde mit dem Zentrum für Maritime Logistik (CML) ein erstes Fraunhofer-Zentrum mit einer fünfjährigen Aufbauphase in Harburg gegründet. Das CML betreibt Auftragsforschung für private und öffentliche Auftraggeber aus der maritimen Wirtschaft. Das CML arbeitet mit der TU Hamburg-Harburg zusammen und soll ab 2015 eine dauerhafte Fraunhofer-Einrichtung werden, angebunden an das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund.

Handelskammer begrüßt den Beitritt zur Fraunhofer-Gesellschaft

Ab Mitte des Jahres soll auch die European Screening Port GmbH (ESP) in Eidelstedt zur Fraunhofer-Gesellschaft gehören mit Anbindung an ein Institut in Aachen. Die ESP kooperiert mit dem Universitätsklinikum Eppendorf und ist ein spezialisierter Anbieter in der vorklinischen Medikamentenentwicklung. Ebenfalls bis Mitte des Jahres ist der Aufbau des Anwendungszentrums „Leistungselektronik für Regenerative Energiesysteme“ (ALR) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften geplant. Dieses ist als Außenstelle des Fraunhofer-Instituts in Itzehoe geplant.

„Hamburg ist wirtschaftlich und wissenschaftlich gesehen ein Spitzenstandort“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch. Die Entscheidung, aus der Hansestadt einen Fraunhofer-Standort zu machen, sei logisch und folgerichtig.

Auch die Handelskammer begrüßt das Vorhaben. „Wir sehen darin einen wichtigen Schritt auf dem Weg, Hamburg als Technologiestandort zu positionieren“, sagte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. „Auch wenn der Beitritt längst überfällig war, so ist es diesem Senat doch zu danken, dass er sich die Entwicklung von Anwendungszentren und Technologieparks zu einem Anliegen gemacht hat.“