Ob Brustvergrößerung, Augenlidstraffung oder Fett absaugen - vor einer Schönheitsoperation ist in jedem Fall eine gründliche Beratung mit dem Arzt notwendig. Hilfreich kann auch ein zweites Gespräch sein.

„Wer schön sein will, muss leiden“ – in diesem Sinn scheint der Trend zum Wegspritzen von Falten, zu vergrößerten Brüsten oder dem Absaugen von ungewünschten Fettpölsterchen zu steigen. Wie viele Menschen, vor allem Frauen, sich für ein Mehr an Schönheit behandeln lassen, lässt sich nur schätzen. Das Magazin „Stern“ zählte jüngst für das Jahr 2013 rund 23 Millionen Operationen und Unterspritzungen weltweit auf, darunter 650.000 Eingriffe in Deutschland. Etwa 1700 Mediziner bieten demnach in Deutschland ihre Dienste in Sachen Schönheit an.

Von einem „Wildwuchs“ unter den Angeboten sprechen Experten, im Internet finden sich unzählige Werbeseiten privater Institute in schönen Villen in bester Lage. Auch „normale“ Krankenhäuser mit ihren chirurgischen Fachdisziplinen wie der Plastischen Chirurgie steigen zunehmend in das Geschäft mit ästhetischen Operationen ein.

Der Anteil der Frauen, die sich für die Schönheit unters Messer legen, liegt bei etwa 85 Prozent bei den ästhetisch-plastischen Eingriffen.

Der überwiegende Anteil der Schönheits-Operationen ist medizinisch nicht notwendig. Aber: „Operative Korrekturen können sinnvoll sein, wenn der Leidensdruck unter der Abwertung durch die Mitmenschen entsprechend groß ist“, schreiben die Autoren der Broschüre „Schön durch Operation?“ der Verbraucherzentrale Hamburg. Entstellungen seien zum Beispiel stark abstehende Ohren, keine oder eine übergroße Brust oder starke Erschlaffung der Haut nach extremer Gewichtsabnahme.

Welche Schönheits-OPs sind häufig?

Die Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC) hat ihre Mitglieder befragt und präsentierte kürzlich Zahlen (aus 2012). Insgesamt wurden 129.500 Schönheits-Operationen und mehr als 128.000 sogenannte Unterspritzungen (etwa mit Botox zur Faltenglättung) gezählt. Demnach sind die Top drei der Schönheits-OPs: Brustvergrößerungen (25.130). Augenlidstraffung (20.280). Fettabsaugung (18.360).

Welche Ausbildung haben die Chirurgen?

Die Bezeichnungen Schönheitschirurgie oder kosmetische Chirurgie sind nicht geschützt. Daher kann sich rein theoretisch jeder Mediziner oder jede Ärztin das Schild „Schönheitschirurgie“ an die Tür hängen. Es lohnt ein Blick auf die wirkliche Ausbildung, die ja tatsächlich sehr fundiert sein kann.

So gibt es den Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie. Die Ausbildung dieser Mediziner dauert sechs Jahre und umfasst neben Tätigkeiten in der Ambulanz und Intensivmedizin einen Katalog an notwendigen Operationen, die ein Arzt selbstständig durchgeführt haben muss. Dazu gehören auch ästhetische Operationen.

„Das Kerngeschäft dieser Fachärzte befasst sich unter anderem mit der Handchirurgie oder der Wiederherstellung von Gewebe, zum Beispiel nach Krebsoperationen, Unfällen oder Verbrennungen“, sagt Klaus Müller, Chefarzt der Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Asklepios Klinik Wandsbek. Laut DGPRÄC liegt der Anteil an rein ästhetischen Eingriffen („Schönheits-OPs“) bei diesen Fachärzten insgesamt bei rund 30 Prozent.

Es gibt aber auch andere Facharztgruppen, die sich Expertise bei ästhetischen und plastischen Eingriffen erarbeiten und lange an ihrer Ausbildung feilen, etwa Frauenärzte, Hautärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Augenärzte oder Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen. In der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschlands (GÄCD) sind Vertreter verschiedener Fachdisziplinen organisiert.

Wie finde ich einen guten Chirurgen?

Die verschiedenen Fachgesellschaften bieten auf ihren Webseiten Links zur Arztsuche an. So auch die GÄCD. Sie gibt Empfehlungen, welche Facharztgruppe bei einem Schönheits-Eingriff gewählt werden kann.

Eine Anlaufstelle kann der Hausarzt sein, der möglicherweise von bestimmten Kliniken abraten kann, ebenso können Freunde oder Kosmetiker von Erfahrungen berichten.

Was macht eine gute Beratung aus?

Das erste Gespräch vor einer Operation kann Hinweise darauf geben, ob der Arzt an die schnelle Kasse denkt oder allumfassend informiert. Eine Freundin oder ein Familienmitglied als Begleiter kann zudem hilfreich sein. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe rät, das Gespräch nie unter Zeitdruck zu führen und sich gut vorzubereiten, also alle Fragen vorher zu notieren.

„Wichtig ist, dass sich der Arzt nach den Motiven und Erwartungen erkundigt und darauf eingeht“, sagt der Hamburger Chirurg Klaus Müller. „Wir empfehlen wöchentlich einigen Frauen, einen Eingriff lieber sein zu lassen, etwa wenn es um minimale Veränderungen geht, wie die Brustwarze einen halben Zentimeter nach oben zu verschieben.“ Oft könne ein zweites Gespräch angesagt sein, ein weiteres Mal sollte man intensiv mit dem Arzt direkt vor dem Eingriff sprechen, wenn die gewünschten Veränderungen auf den Körper „gemalt“ werden.

Risiken und Kosten sollten transparent gemacht werden, auch wie die medizinische Versorgung bei Komplikationen aussieht und ob ein erfahrener Anästhesist die Narkose durchführt.

Welche Brustimplantate gibt es?

Der Skandal um die minderwertigen Brustimplantate der französischen Firma PIP ist einige Jahre her. Aus den Implantaten konnte Silikon in das Brustdrüsengewebe sickern, weltweit ließen sich Hunderttausende Frauen die Silikonkissen vorsorglich entfernen, der Chef des Unternehmens wurde zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Anders als Arzneimittel müssen medizinische Produkte in Europa nicht von einer Behörde zugelassen werden, sondern werden von privaten Unternehmen wie TÜV oder Dekra zertifiziert.

Im Beratungsgespräch sollten sich Frauen, die sich die Brüste vergrößern lassen wollen, auch nach den Implantaten erkundigen, die der Chirurg einsetzen möchte, und fragen, wie oft er dieses Produkt schon verwendet hat. Die verfügbaren Implantate haben eine Hülle aus Silikon und enthalten entweder ein Silikongel oder Kochsalzlösung. Beides hat Vor- und Nachteile, die im Vorgespräch erwähnt werden sollten.

Was kostet eine Schönheits-Operation?

Für private Leistungen, darunter fallen die meisten Schönheits-Operationen, sollten sich Mediziner nach der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) richten. Das ist nicht immer der Fall, Festpreise oder Pauschalhonorare kommen vor. Ein detaillierter Kostenvoranschlag und eine aufgeschlüsselte Rechnung können Aufschluss darüber geben, ein Preisvergleich mit einer anderen Klinik oder einem anderen Institut ist hilfreich. Die Kosten für die verschiedenen Korrekturen der Brust oder anderer Körperteile, Faceliftings oder Hautstraffungen variieren je nach Aufwand. Bei der Fettabsaugung kommt es auch auf die Menge an entferntem Fettgewebe an. Das Magazin „Stern“ nannte den Preis von 4500 bis 8000 Euro für eine Brust-OP.

Die Broschüre „Schön durch Operation?“ der Verbraucherzentrale Hamburg kann unter bestellt werden. Sie kostet 2,50 Euro zuzüglich Versandkosten. Telefon: 040/24832-104.