Das Internet bietet einen Dschungel an Informationen und Kliniken. Patientenschützer Christoph Kranich gibt hilfreiche Hinweise

Der Experte Christoph Kranich von der Abteilung Gesundheit und Patientenschutz der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt, welche Vorüberlegungen notwendig sind.

Hamburger Abendblatt:

Im Internet gibt es zahlreiche Kliniken oder Zentren für Schönheitschirurgie. Wie finde ich in diesem Dickicht einen Weg und schließlich einen guten Schönheitschirurgen?

Christoph Kranich:

Als Erstes würde ich auf die Website www.acredis.com gehen. Dahinter verbergen sich Spezialzentren, die von einem unabhängigen Institut nach aufwendigen Kriterien zertifiziert werden. Auf der Seite kann man nach Ort und gewünschtem schönheitschirurgischen Eingriff suchen. Es gibt pro Region nicht viele Ärzte, die über Acredis zertifiziert wurden, aber ich denke, es ist ein guter Anhaltspunkt. Die Fachgesellschaften der plastischen und ästhetischen Chirurgen bieten eine Arztsuche an. Die Mitglieder dieser Gesellschaft sind Fachärzte und haben eine lange chirurgische Ausbildung hinter sich. Eine Zugehörigkeit zu einer Fachgesellschaft oder starke chirurgische Qualitäten machen aber allein noch keinen guten Arzt aus, wenn es um eine gute Beratung geht. Das haben wir vor drei Jahren in einer Studie feststellen müssen, bei der es um die Aufklärung vor Brustvergrößerungen ging. Eine gute Beratung ist aber bei einem Eingriff, der medizinisch nicht notwendig ist, besonders wichtig.

Welche Fragen darf ich nicht vergessen beim ersten Gespräch?

Kranich:

Am entscheidendsten ist die Frage nach den möglichen Risiken. Das ist leider etwas, was viele Frauen oder Männer vor einem Eingriff nicht gerne besprechen – sie haben ja das Ziel, schöner zu werden, und hoffen, dass alles gut geht. Und auch viele der Ärzte sind zurückhaltend in den Schilderungen, was die Risiken angeht. Das können beispielsweise Infektionen sein, die aufwendig nachbehandelt werden müssen. Wer eine gute Aufklärung erhält, wird sich vermutlich noch einmal fragen, ob er die Operation wirklich wünscht. Wichtig in einem ersten Gespräch ist auch die Erörterung der Kosten, etwa in Form eines Kostenvoranschlags.

Ästhetische Operationen müssen überwiegend selbst vom Patienten bezahlt werden. Wer trägt eigentlich die Kosten, wenn ich nicht zufrieden bin oder nach der Operation Komplikationen habe?

Kranich:

Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen die Kosten für Komplikationen nach einer Schönheitsoperation nicht in Gänze übernehmen, sondern müssen die Patienten angemessen an diesen Folgekosten beteiligen. Das ist oft Ermessenssache; in der Regel wird diese Regelung so interpretiert, dass der Patient die Hälfte der Kosten selbst trägt. Wenn Sie zum Beispiel nach einer Brustvergrößerung eine schwere Infektion haben und deswegen ins Krankenhaus müssen, besteht die Gefahr, dass die Kasse sagt: „Das ist die Folge einer Schönheits-Operation, das zahlen wir nicht ganz.“ Mögliche Folgekosten durch Komplikationen lassen sich aber vorher schwer abschätzen. Klar ist auch: Kein Brustimplantat hält ewig, und es bleibt oft nicht bei nur einer Operation oder einem Eingriff, etwa wenn es um Falten geht. Diese erneuten Kosten muss die Frau oder der Mann natürlich auch selbst tragen, und zwar vollständig.