Was bisher nur im Planetarium möglich war, gibt es jetzt auch in der freien Natur: fachkundige Erläuterungen zu Sternen, Planeten und Monden. Das Planetarium Hamburg und abendblatt.de präsentieren Ihnen den monatlichen Sternenhimmel - zum Angucken, Anhören und Mitnehmen als Podcast.

Hamburg. Die Nächte werden im Oktober deutlich länger, denn die Sonne wandert im Sternbild Jungfrau rasch südwärts und tritt am Monatsende in das Sternbild Waage. Am 1. Oktober steht der zunehmende Halbmond im Sternbild Schütze bei Sonnenuntergang tief im Süden. Abend für Abend gewinnt er danach an Höhe und Helligkeit, bis er am 8. Oktober als Vollmond in den Fischen die ganze Nacht am Himmel steht. Danach steigt er im Tierkreis rasch nordwärts und zieht sich erst eine Woche später, am 15. Oktober, als abnehmender Halbmond im Sternbild Zwillinge vom Abendhimmel in die Zeit nach Mitternacht zurück, bis er am 23. Oktober die Neumondstellung erreicht.

Die Mondbahn ist um fünfeinhalb Grad gegen die Erdbahn geneigt und so pendelt er um plus-minus fünfeinhalb Grad um diese „Null-Linie“ und in diesem Monat gerade so, dass er bei Vollmond und bei Neumond die Erdbahnebene kreuzt. Der Vollmond am 8. Oktober zieht daher durch den Erdschatten und der Neumond verdeckt zumindest partiell die Sonne. Leider sind beide Finsternisse bei uns nicht zu sehen.

Der Herbst ist auch am Sternenhimmel eine Zeit des Übergangs. Die hellen Sterne rund um die sommerliche Milchstraße stehen nur noch zu Beginn der Nacht hoch am Himmel und haben sich spätabends bereits nach Südwesten verlagert, während sich im Osten die ersten hellen Sterne des Winters ankündigen.

Das auffällige „Sommerdreieck“ mit den Sternen Wega (im Sternbild Leier), Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler) ist bereits nach Südwesten gerückt. Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße hoch über unseren Kopf, hinauf zum Himmels-W und von dort weiter zum Osthorizont zum Stern Capella im Wintersternbild Fuhrmann. Etwas tiefer funkelt der rötliche Hauptstern Aldebaran im Stier. Schon mit bloßem Auge erkennen wir auch rund um Aldebaran den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und die dichtere, wie eine Mini-Ausgabe des Großen Wagens geformte Sternengruppe der Plejaden, das „Siebengestirn“. Während also im Osten wie auch im Westen prächtige Sterne und Sternhaufen den Himmel schmücken, klafft dazwischen im Süden gewissermaßen ein „Loch am Himmel“.

Nur tief im Süden funkelt im Horizontdunst ein vergleichsweise heller Stern - der Stern „Fomalhaut“ im Sternbild „Südlicher Fisch“. Ringsherum tummeln sich weitere Geschöpfe aus dem wässrigen Element. Links neben Atair, über dem Steinbock die auffällige, aber kleine Sternfigur des Delfins und weiter östlich am Horizont die ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische sowie südlich davon der Walfisch. Aus den Fluten dieses „himmlischen Ozeans“ springt auch das geflügelte Pferd Pegasus himmelwärts. Die drei hellsten Sterne dieses Sternbildes gehören zum „Herbstviereck“ das abends halbhoch im Süden platziert ist und im Laufe der Nacht nach Westen driftet. Der vierte Stern, der nordöstlichste in diesem „Herbstviereck“, ist der Hauptstern „Alpha“ im Sternbild Andromeda. Neben dem Sommerdreieck im Südwesten und dem Himmels-W der Kassiopeia hoch über uns ist dieses Herbstviereck das einzig auffällige und leicht zu merkende Muster am Herbsthimmel.

Wer im Oktober abends nach anderen Welten Ausschau hält, der sollte bereits in der Abenddämmerung auf der Lauer liegen, um einen Blick auf den Planeten Mars werfen zu können. Er wird am 19. Oktober die Schlagzeilen beherrschen, denn der Komet Siding Spring wird mit nur 132 Tausend Kilometern Distanz sehr nah an Mars vorbei rasen und kommt unserem Nachbarplaneten damit 16-mal näher als jeder bekannte Komet jemals unser Erde.

Auf einen hellen Kometen an unserem Himmel müssen wir wohl noch warten – aber immerhin kehrt ja doch der Halleysche Komet in diesem Monat an unseren Himmel zurück, wenn auch nur in kleinen Stücken: Wie jedes Jahr kreuzt unsere Erde am 21. Oktober bei ihrem Rundlauf um die Sonne die Bahn des Kometen Halley. Von Anfang Oktober bis Anfang November prallen daher winzige Splitter dieses „eisigen Schmutzballs“ auf unsere Lufthülle und verglühen in einem leuchtenden Schlauch aus ionisierter Luft. Die Leuchtspuren dieser Sternschnuppen scheinen alle aus dem Sternbild Orion zu stammen und so ist dieser alljährliche Meteorschauer unter dem Namen „Orioniden“ bekannt. Ungefähr 15 Sternschnuppen pro Stunde sind unter idealen Bedingungen zumeist nach Mitternacht sichtbar.

Spätabendssind immerhin die teleskopischen Planeten Uranus (im Sternbild Fische) und Neptun (im Wassermann) am Himmel. Ab zwei Uhr morgens wird der Himmelsanblick spektakulärer: Das prächtige Wintersternbild Orion mit seinen markanten drei Gürtelsternen ist dann im Südosten vollständig aufgetaucht, gefolgt von Prokyon, dem Hauptstern im Kleinen Hund, der über der Ostrichtung funkelt. Er kündigt das Erscheinen des Großen Hundsterns Sirius an, der ab drei Uhr morgens in der Verlängerung der drei Gürtelsterne auftaucht. Doch bereits eine halbe Stunde zuvor taucht im Nordosten der alles überstrahlende Jupiter auf, der König der Planeten. Jupiter leuchtet im unscheinbaren Tierkreissternbild Krebs, unterhalb der beiden Zwillingssterne Castor und Pollux. Mitte Oktober wechselt er in den Löwen und nähert sich Regulus, dem hellsten Stern in diesem Sternbild. Am Monatsende geht Jupiter bereits wenige Minuten vor Mitternacht auf. Besonders schön ist der Anblick vom 17. bis 19. Oktober, wenn die Sichel des abnehmenden Mondes an Jupiter vorbeizieht. Der Planet steigt bis in die Morgenstunden immer höher. Bei Beginn der Morgendämmerung ist unser nächtliches Sichtfenster ganz auf Jupiter zentriert, hoch im Süden erreicht er am Ende der Nacht seine größte Höhe am Himmel.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter: www.abendblatt.de/sterne