Der Sternenhimmel über Hamburg im Juli. In der ersten Juli-Hälfte bleiben die Abende ohne nennenswerten Mondschein, denn unser Mond steuert am Morgenhimmel als abnehmender Mond auf seine Neumondstellung zu.

Hamburg. Erst vor wenigen Tagen begann der Sommer mit der „Sonnwende“. Die Sonne hat ihre nördlichste Position erreicht und der längste Tag liegt hinter uns. Aber hätten Sie's gedacht: Unsere Erde durchwandert am 5.Juli nicht etwa den sonnennächsten, sondern den sonnenfernsten Punkt ihrer jährlichen Bahn um unser Zentralgestirn. 152 Millionen Kilometer trennen uns jetzt vom Glutball Sonne – während am 2. Januar die Distanz „nur“ 147 Millionen Kilometer betrug. Freuen können wir uns darüber, dass die Erde zurzeit in Sonnenferne langsamer als in Sonnennähe ihre Bahn zieht. Daher ist unser Sommerhalbjahr auch um eine ganze Woche länger als das Winterhalbjahr, und wir können deshalb noch mehr helle lange Abende genießen.

In der ersten Juli-Hälfte bleiben die Abende jedoch ohne nennenswerten Mondschein, denn unser Mond steuert am Morgenhimmel als abnehmender Mond auf seine Neumondstellung am 8.Juli zu. Vom 9. bis 21.Juli nimmt der Mond wieder zu und am 22.Juli steht die runde Kugel des Vollmondes die ganze Nacht am Himmel.

Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang kann sich über dem Westhorizont allmählich der helle „Abendstern“ Venus gegen die Abenddämmerung behaupten und wird als erstes Gestirn sichtbar. Venus ist unser Nachbarplanet im Sonnensystem und gewinnt von unserer Erde aus gesehen allmählich Abstand zur Sonne. Dennoch gewinnt sie nicht in ihrer Abendsichtbarkeit: Zwar verfrüht sich der Sonnenuntergang von 21.52 Uhr auf 21.18Uhr um rund eine halbe Stunde, aber auch Venus geht am Monatsende bereits gegen 22.30 Uhr und damit ebenfalls eine halbe Stunde früher als zu Monatsbeginn unter. Dies liegt an ihrer im Vergleich zur Sonne zunehmend südlicheren Stellung im Tierkreis: Venus eilt der Sonne voraus – vom Krebs in den Löwen, hin zu dessen Hauptstern Regulus, den sie am 22. Juli passiert. Bereits am Abend des 11. Juli gesellt sich die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zu Venus – ein schönes Paar, das wir dann knapp über dem Westhorizont in der Abenddämmerung mit bloßem Auge genießen können.

Sobald es gegen 23 Uhr schon etwas dunkler geworden ist, taucht in südlicher Richtung ein weiterer Planet auf. Es ist der Ringplanet Saturn im Sternbild Jungfrau. Rechts unterhalb von ihm funkelt Spica, der hellste Stern der Jungfrau. Saturn steht am 24.Juli in östlicher Quadratur, d.h. an unserem Himmel ist er 90 Grad von der Sonne entfernt. Daher findet auch die Halbmondstellung in diesem Monat nahe bei Saturn statt – am 16.Juli zieht der zunehmende Halbmond südlich am Ringplaneten vorbei, und beide Gestirne schmücken als Paar den Abendhimmel bis Mitternacht.

Die hellsten Sterne des Sommers, Arktur und Wega, stehen bei Anbruch der Nacht ungefähr gleich hoch über uns – Arktur im Südwesten und Wega hoch im Osten. Das Licht des rötlich-orangen Arktur benötigt 37Jahre zu uns, von Wega immerhin 26 Jahre.

Da diese beiden Sonnen somit zu unseren Nachbarsternen gehören und Arktur 150-mal und Wega immerhin 50-mal leuchtkräftiger als unsere Sonne ist, erklärt sich leicht, warum diese beiden Lichter unseren sommerlichen Nachthimmel dominieren. Tatsächlich sind Arktur und Wega sogar die hellsten Sterne des nördlichen Sternenhimmels, und die Wega ist nach unserer Sonne der für die Astronomie wohl wichtigste Stern: Wega war der erste Stern am Nachthimmel, der fotografiert wurde und einer der ersten Sterne, dessen Entfernung man bestimmen konnte. Wega diente lange Zeit als Nullpunkt und Referenzstern, mit dem die spektralen Eigenschaften und Helligkeiten aller anderen Sterne verglichen wurden. Vor 14.000 Jahren war Wega sogar „Polarstern“ und wird aufgrund der Kreiselbewegung unserer Erdachse in 14.000 Jahren erneut im Nordpol des Himmels stehen.

Während Arktur in den Juli-Nächten Stunde für Stunde immer tiefer sinkt, steigt Wega auf Richtung Zenit und steht immer höher über unseren Köpfen. Zusammen mit Deneb und Atair bildet Wega das „Sommerdreieck“ – ein riesiges gleichschenkeliges Sternendreieck, das wir jetzt die ganze Nacht sehen können.

Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße. Nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter, zeigt es sich in seiner vollen Pracht. Die sommerliche Milchstraße zieht sich vom Südhorizont steil empor über die Sternbilder Adler, vorbei an Atair, durch das Sternbild Schwan und an Deneb vorbei bis nach Norden. In Norddeutschland müssen wir bis zum August warten, um diese Milchstraße wieder in dunkler Nacht genießen zu können.

Tief am Südhorizont leuchtet der rötliche Riesenstern Antares im Skorpion. Über Antares und Skorpion finden wir ein großes Sternenoval. Es stellt den Schlangenträger, den griechischen Gott Aesculapios dar, den Begründer der Medizin und Schiffsarzt der Argonauten. Senkrecht über unseren Köpfen tummeln sich Drache und Herkules.

Durch die tägliche Drehung der Erde scheinen alle Sterne den Polarstern entgegen dem Uhrzeigersinn zu umkreisen. Im Laufe der Nacht steigt dabei im Nordosten die Zickzacklinie des „Himmels-Ws“ – die Kassiopeia, wie sie offiziell heißt – empor, während auf der anderen Seite des Nordsterns der Große Wagen zum Nordwesthorizont sinkt.

Erst in der beginnenden Morgendämmerung tauchen auch wieder Planeten an unserem Himmel auf: Mars und Jupiter. Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang sollte man den Ost-Nordost-Horizont nach Jupiter absuchen: Der Riesenplanet ist viel heller als Mars, der sich nur schwer gegen die Dämmerung behaupten kann.

Unterhalb von Mars und damit noch näher zum Horizont gibt in der letzten Juli-Woche auch noch der sonnennahe Planet Merkur ein kurzes Gastspiel am Morgenhimmel.