Hamburg. Immer mehr Krankheitserreger lassen sich nicht mehr mit Antibiotika bekämpfen. Davor haben am Montag Ärzte in der Akademie der Wissenschaften in Hamburg gewarnt. Es müssten dringend weitreichende Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko für Patienten wieder zu vermindern. Sonst laufe man Gefahr, in die "Zeit vor der Antibiotika-Ära zurückzufallen", sagte Professor Ansgar Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. "Die Entwicklung gibt großen Anlass zur Sorge."

Nach Schätzungen sterben in Europa inzwischen etwa 25.000 Patienten jährlich an Infektionen mit mehrfach resistenten Bakterien. Zugleich seien nur wenige neue Antibiotika in Sicht. Lohse: "Es bedarf wirklicher Anreize für eine neue und intensivere Antibiotika-Forschung und damit eine schnellere Entwicklung von Medikamenten."

Ein Beispiel für die steigende Gefahr sind Darmkeime des Typs Escherichia Coli. "Jeder fünfte dieser Keime ist mittlerweile resistent", sagte Professor Werner Solbach vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Auch bei einem anderen Keim, dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa, haben die Resistenzen in den vergangenen fünf Jahren dramatisch zugenommen. Laut Solbach werden möglichst schnell völlig neue Medikamente gebraucht.