Ein Forscherteam unter Bonner Führung hat drei der größten Radioteleskope zusammengeschaltet. Ergebnis: Schwarze Löcher werden deutlich wie nie.

Garching/Bonn. Einem Forschteam unter Führung von Wissenschaftlern des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie ist gelungen, was so vorher noch niemandem möglich war: Dank eines Teleskop-Tricks können ab sofort sogenannte Schwarze Löcher in den Herzen nahegelegener Galaxien so scharf wie nie beobachten werden. Um bis zu Millionen Mal vergrößert das konstruierte Riesenteleskop - die dadurch ermöglichten Messergebnisse bringen die Astronomen einen entscheidenden Schritt voran: der direkten Abbildung schwarzer Löcher .

Das internationale Forscherteam habe erstmals am 7. Mai drei Radioteleskope in Chile, Hawaii und Arizona auf der Basis der Beobachtungsmethode Very Long Baseline Interferometry (VLBI) zusammengeschaltet, wie das Max-Planck-Institut am Mittwoch mitteile. So sei das bisher schärfste Bild von einer mehr als fünf Milliarden Lichtjahre entfernten aktiven Galaxie entstanden, des hellen Quasars 3C 279 mit einem zentralen schwarzen Loch mit der milliardenfachen Masse der Sonne. Die Messungen zeigten, dass die Radiosignale des Quasars aus einer engbegrenzten Region mit einer Winkelausdehnung von 28 Mikro-Bogensekunden stammen; das entspricht der Größe von nur einem halben Lichtjahr.

Die Beobachtungen bei einer Wellenlänge von 1,3 Millimeter (einer Frequenz von 230 Gigahertz) brachten drei Teleskope zusammen, die vorher noch nie mittels dieser Beobachtungstechnik verbunden waren: das Atacama Pathfinder Experiment (APEX), ein Radioteleskop von 12 Meter Durchmesser in der chilenischen Atacama-Wüste, das Submillimeter-Teleskop (SMT) auf dem Gipfel des Mount Graham in Arizona (USA) und das Submillimeter-Array (SMA) auf dem Mauna Kea in Hawaii (USA).

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Das neue virtuelle Riesenteleskop hat einen Durchmesser von tausenden Kilometern. Die Detailschärfe eines Teleskops hängt von seinem Durchmesser ab. Der Blick des virtuellen Superteleskops ist dadurch rund zwei Millionen Mal schärfer als der des menschlichen Auges, wie die ESO erläuterte.

Die Technik, mit der zuvor bereits andere Radioteleskope zusammengeschaltet wurden, soll nun weiterentwickelt und mit anderen Teleskopen ergänzt werden. So hoffen Astronomen, noch detaillierter in ferne Galaxien blicken zu können und vielleicht einmal den Schatten des zentralen Schwarzen Lochs in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, direkt zu erspähen.

Mit Material von dpa