Lassen Sie sich nicht von der Werbung verführen. Spezielle Nahrungsmittel für den Nachwuchs sind überflüssig.

Hamburg. Milchschnitte oder Bonbons mit Vitamin C - in der Werbung wird eine Fülle von Nahrungsmitteln angepriesen, die speziell auf den Nährstoffbedarf von Kindern zugeschnitten sein sollen. "Kindernahrungsmittel sind aus ernährungswissenschaftlicher Sicht überflüssig", sagt jedoch Birgit Schäfer, Ernährungswissenschaftlerin am Altonaer Kinderkrankenhaus. "Ein Kind kann, wenn es vitaminangereicherten Saft trinkt, angereicherte Bonbons und Wurst mit einer Extra-Portion Kalzium isst, zum Teil auf das Zwei- bis Dreifache der Nährstoff-Empfehlungen kommen." Man weiß noch nicht, ob eine Überversorgung mit Nährstoffen langfristig nicht auch schädliche Folgen haben kann. Außerdem enthalten Kinderlebensmittel häufig viel Zucker und Fett, das bestätigen Untersuchungen des "Öko-Test"-Magazins, sowie viele Konservierungs- und Farbstoffe.

Auch Fertignahrung für die Kleinsten in Form von Brei oder Milch ist meist unnötig. "Das Stillen muss man weiterhin an die erste Stelle setzen. Im zweiten Lebenshalbjahr haben die Fertigmilchen in Form von sogenannten Folgemilchen in der Regel keine ernährungsphysiologische Bedeutung mehr. Im Gegenteil: Ihr hoher Eiweiß- und Mineralstoffgehalt belastet die Niere und kann zu längerfristigen Veränderungen im Gesamtstoffwechsel führen. Werden die Folgemilchen nicht strikt beschränkt, führen sie zudem zu Übergewicht. Normale Milch als Getränk nach dem ersten Lebensjahr ist ausreichend. Und Brei kann man auch selbst kochen", sagt Andrea Besecke, Kinderärztin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie am Altonaer Kinderkrankenhaus.

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Zudem haben sich die Empfehlungen für Säuglinge, besonders für allergiegefährdete, verändert. "In neuen Studien hat sich gezeigt, dass es zur Prävention von Allergien und Zöliakie (Unverträglichkeit von Gluten) günstiger ist, die Kinder schon während des Stillens ab dem Alter von vier Monaten mit Breikost zu füttern, die Kuhmilcheiweiß und Getreide enthält", so Besecke.

Grundlage für die gesunde Ernährung sind die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und des Forschungsinstituts für Kinderernährung: "So sollen zum Beispiel fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag gegessen werden, wobei eine Portion so viel ist, wie in eine Kinderhand passt", erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Getreide sollte vorwiegend als Vollkornprodukt verspeist werden - drei bis vier Portionen Brot, dazu eine Portion Reis, Nudeln oder Kartoffeln.

Der alte Grundsatz "Milch ist gesund" stimme auch nur bedingt. Schäfer: "Nicht selten trinken Kinder bis zu anderthalb Liter Milch am Tag. Sie sind dann so satt, dass andere Lebensmittel, die wichtige Nährstoffe liefern, nicht verzehrt werden." Empfohlen werden für Kinder von sieben bis neun Jahren ein Glas Milch (250 ml), ein Joghurt (150 bis 200 g) und ein bis zwei Scheiben (30 g) Käse am Tag als grobes Richtmaß. Diese Menge reicht, um den täglichen Kalziumbedarf zu decken.

Tierische Fette sollten wenig verzehrt werden, enthalten unter anderem in fetthaltigen Milchprodukten sowie in Fleisch, Wurst, Fisch und Eiern. Säuglinge und Kleinkind sollten dennoch drei bis viermal in der Woche Fleisch essen - die Portionsgröße entspricht einem Handteller.

Ein Punkt, der für häufige Diskussionen zwischen Kindern und Eltern sorgt, ist der Konsum von Süßigkeiten. "Höchstens zehn Prozent der zugeführten Kalorien am Tag sollten in Form von Süßigkeiten gegessen werden, wobei dazu auch die süßen Fruchtaufstriche oder Nutella und Honig gehören. So sollten Sieben- bis Neunjährige höchstens 180 Kilokalorien am Tag "vernaschen". Das entspricht einem Teelöffel Marmelade, fünf Butterkeksen und drei Fruchtbonbons. Aber die meisten Kinder essen deutlich mehr Süßigkeiten", meint Schäfer.

"Oft werden die Empfehlungen im Säuglings- und Kleinkindalter noch befolgt, mit zunehmendem Alter aber immer weniger. Das geht oft so weit, dass überwiegend Fast Food konsumiert wird", berichtet Besecke.

Gegensteuern können Eltern, indem sie als Vorbilder vorangehen. Dazu gehört auch, ihnen ein gesundes Schulbrot mitzugeben. "Ein gesundes Schulbrot könnte so aussehen, dass man ein Vollkornbrot mit Aufschnitt und einem Salatblatt dazwischen und einen Apfel mitgibt. Wenn in der Schule kein Wasser und keine Milch angeboten werden, gehören auch Getränke dazu, eine Trinkflasche mit 300 bis 500 Milliliter in Form von Saftschorlen, Wasser oder ungesüßten Früchte- und Kräutertees", empfiehlt Schäfer. Kinder sollten sechs Portionen kalorienarme Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen, wobei eine Portion dem Inhalt eines Glases entspricht. Kinder, die zu wenig trinken, haben häufiger Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen.

Manchmal haben Kinder ausgeprägte Vorlieben und Abneigungen. "Aber die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt, und die Kinder entscheiden, ob sie es essen oder nicht. Dann können die Kinder sich entscheiden, aber es gibt zu diesem Essen keine Alternative", sagt Schäfer. Um solche Diskussionen zu vermeiden, sollten Eltern Kinder schon beim Einkaufen mit einbeziehen und für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gesunden Nahrungsmitteln sorgen.

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Infos zu gesunder Kinderernährung gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ( www.dge.de ) oder beim Forschungsinstitut für Kinderernährung ( www.fke-do.de ).