Genanalyse: Die Bevölkerung des afrikanischen Inselstaats geht auf nur 30 Frauen zurück, die vor 1.000 Jahren aus Indonesien nach Madagaskar kamen.

Kapstadt/Massey/Antananarivo. "Wir lagen vor Madagaskar, und hatten die Pest an Bord. In den Kesseln, da faulte das Wasser, und täglich ging einer über Bord". So heißt es in einem Volkslied aus dem Jahr 1934, das dem Komponisten und Texter Just Scheu zugeschrieben wird. Die Entstehung der Insel vor Südafrika liegt dagegen viel länger zurück. Alle Madagassen auf dem südostafrikanischen Staat sollen ihre Urahnen in rund 7000 Kilometer Entfernung in Südostasien haben. Eine Genanalyse führt Madagaskars heutige Bevölkerung auf nur 30 indonesische Frauen zurück. Die Vorfahren seien vor über 1000 Jahren nach Madagaskar gekommen, berichten Forscher der neuseeländischen Massey Universität in den „Proceedings“ der britischen Royal Society von diesem Mittwoch.

Zwar sei bekannt gewesen, dass Madagassen von Indonesiern abstammen, schreiben die Forscher um den Biologen Murray Cox. Ursprünglich habe man aber gedacht, indonesische Händler hätten sich einst in Madagaskar niedergelassen. Das Team um Cox untersuchte nun das Erbgut von 300 Madagassen und fast 3000 Indonesiern, um die frühe Geschichte der afrikanischen Insel genauer zu erforschen.

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Mit Hilfe eines Computermodells simulierten die Wissenschaftler die Evolution der Bevölkerung. „Unsere Untersuchung legt nahe, dass rund 30 indonesische Frauen vor ungefähr 1200 Jahren im 9. Jahrhundert nach Christus auf der Insel ankamen“, erläuterte Cox in einer Mitteilung der Universität. Fast alle Madagassen seien heute mit den Gründerfrauen verwandt. Damit sei die bisherige Annahme verworfen, dass Händler sich auf der Insel angesiedelt hätten. Es habe sich offenbar um eine ungeplante Landung anstatt eine gezielte Ozeanüberquerung gehandelt.

Mit Material von dpa