London. Forscher haben das gesamte Genom des Gorillas ausgelesen. Damit ist nun erstmals die DNA aller vier großen Primatenarten (Mensch, Gorilla, Schimpanse, Orang-Utan) bekannt. Das Genmaterial für die Entschlüsselung lieferte Kamilah, ein zu den Westlichen Flachlandgorillas gehörendes Weibchen. "Gorillas sind nach den Schimpansen unsere nächsten lebenden Verwandten und daher besonders wichtig, um den Ursprung und die Evolution des Menschen zu erforschen", schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature".

"Wir haben herausgefunden, dass Gorillas viele genetische Veränderungen mit dem Menschen gemein haben, darunter die Entwicklung des Gehörs", sagte Mitautor Chris Tyler-Smith vom Sanger Institute. Bisher war angenommen worden, dass die rasche Entwicklung des menschlichen Gehörs im Zusammenhang mit der Sprachentwicklung steht. Beim Gorilla hat sich das Gehör aber wohl ähnlich rasch entwickelt. Insgesamt teilen Mensch, Schimpanse und Gorilla rund 500 Gene, die sich im Laufe der Evolution besonders schnell verändert haben.

Aus dem Genvergleich konnten die Forscher zudem ablesen, dass sich die Gorillas vor zehn Millionen Jahren von den gemeinsamen Vorfahren der Schimpansen und Menschen trennten. Die Stammeslinien von Mensch und Schimpanse trennten sich vor sechs Millionen Jahren; die beiden heute lebenden Gorillaarten, der Westliche und der Östliche Gorilla, trennten sich vor 1,75 Millionen Jahren.