Der Erreger wird von Stechmücken auf Rinder und Schafe übertragen. Bisland gibt es keinen Impfstoff. Virus breitet sich weiter aus.

Riems. Erst im Vorjahr war das Virus bekannt geworden. Benannt nach seinem Fundort, breitet sich der Erreger in Rinder- und Schafhaltungen weiter aus. Wie das Agrarministerium in Schwerin am Montag mitteilte, sei der Erreger in mehr als 20 Betrieben in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nachgewiesen worden. Auch in Belgien und den Niederlanden seien Betriebe betroffen, in den Niederlanden allein mehr als 50 Schafhalter, erläuterte das Friedrich-Loeffler-Institut zur Tiergesundheit (FLI) auf der Insel Riems. Das Virus führe bei trächtigen Tieren zu Früh- und Missgeburten.

Agrarminister Till Backhaus (SPD) kündigte ein Überwachungsprogramm der Bundesländer und des Bundesinstituts an, um die Verbreitung der Infektion zu ermitteln. Er rief die Halter von Rindern, Schafen und Ziegen sowie die Tierärzte in Mecklenburg-Vorpommern auf, beim Auftreten der Schmallenberg-Krankheitsmerkmale schnell zu reagieren. Symptome seien Fieber, starker Milchrückgang und schlechtes Allgemeinbefinden. Sie klängen in der Regel nach wenigen Tagen ab. Problematischer sei die Infektion tragender Tiere.

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Im Institut wurden bisher zwölf positive Proben von Rindern aus sechs Betrieben festgestellt. Darunter sei ein Zwillingskalb, das schon im Mutterleib starb. In 14 Betrieben wurde das Virus bei missgebildeten Lämmern nachgewiesen. Die Missbildungen seien eine Spätfolge der Infektion der Muttertiere im Sommer und Herbst, hieß es.

Das Virus wird laut Ministerium von Stechmücken übertragen. Es gibt bisher keinen Impfstoff. Die Tiere könnten nur durch Insekten abweisende Mittel geschützt werden. Diese Möglichkeit des Schutzes sei allerdings nicht sehr effektiv.

Der Minister bat Tierhalter und -ärzte, Material zur Untersuchung an das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei zu senden. Insbesondere sollten Tierkörper missgebildeter Kälber, Schaf- und Ziegenlämmer zur virologischen Untersuchung gesandt werden. Für den Menschen bestehe keine Infektionsgefahr.

Das Virus gehört laut FLI zur Gattung der Orthobunyaviren, die bislang bei Rindern in Ozeanien, Australien und Afrika bekannt sind. Unklar sei, ob der Erreger neu eingeschleppt wurde oder schon länger unerkannt bei Rindern in Europa vorkommt.