Ausgerechnet die strenggläubigen Puritaner, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts jahrelang die Macht in England hatten, verboten 1647 das Feiern von Weihnachten, fand jetzt ein britischer Forscher heraus und erläuterte die Gründe und Umstände in einem Podcast der Universität Warwick. Die Puritaner waren der Ansicht, Weihnachten sei in Wirklichkeit ein heidnisches Fest und ließen deshalb die Kirchen zu Weihnachten schließen. Die Bevölkerung feierte das Fest dennoch - heimlich. Ironischerweise wurde es erst durch das Verbot seines religiösen Charakters beraubt, so der Historiker. "Die Puritaner hatten zwei Einwände gegen das Weihnachtsfest", erläutert Bernard Capp. "Zum einen sei es nicht erwiesen, dass Jesus tatsächlich am 25. Dezember geboren wurde. Er werde vielmehr instrumentalisiert, um ein eigentlich heidnisches Fest, die Wintersonnenwende oder die auf die römische Kultur zurückgehenden Saturnalien, feiern zu können. Der zweite Einwand gegen Weihnachten war, dass viele das Fest nutzten, um ausgiebig zu essen, zu trinken und Unzucht zu treiben." Die Puritaner gingen als Hauptgewinner des englischen Bürgerkriegs (1642-1649) hervor, in dem es nicht nur um die Macht von König und Parlament ging, sondern auch um die Gegensätze zwischen Anglikanern, Puritanern, Presbyterianern und Katholiken. Bereits 1647 waren die Puritaner mächtig genug, Verbote von Handlungen durchzusetzen, die ihrer Meinung nach gegen die reine christliche Lehre verstießen. Und so erließen sie 1647 ein Verbot des Weihnachtsfestes, verboten Gottesdienste am 25. Dezember und verlangten, dass die Menschen an diesem Tag arbeiten und ihre Geschäfte öffnen sollten. Mindestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts war es jedoch in England üblich, Weihnachten zu feiern. Für die Kirchen war es ebenfalls einer der Höhepunkte des Kirchenjahres. "Auch im 17. Jahrhundert war Weihnachten der Tag, an dem die Kirchen am vollsten waren", so Bernard Capp. Man schmückte die Kirchen und das private Haus, man aß und trank ausgiebig. Geschenke gab es zu Weihnachten damals aber nicht. Die Bevölkerung hielt sich nicht an das Verbot. Da die Kirchen geschlossen waren, organisierten die Menschen ihr Weihnachtsfest privat. Das Verbot war bei der Mehrheit so unpopulär, dass die wenigen Geschäftsleute, die am Weihnachtstag ihren Laden öffneten, von einigen angepöbelt wurden. Die schlimmsten Ausschreitungen gab es in Canterbury, wo an Weihnachten geöffnete Geschäfte geplündert und verwüstet wurden. Ab 1660, als die Monarchie in England wieder eingesetzt wurde, konnten die Menschen wieder legal Weihnachten feiern.