RTL zeigt einen Katastrophenfilm über einen Vulkanausbruch in der Eifel. Ist er realistisch? So könnte es kommen, sagt ein Experte.

Es regnet giftige Asche, die Erde bebt. Wie realistisch ist eine solche Katastrophe im Südwesten Deutschlands, die der Sender RTL zeigt? So könnte es kommen, sagt Prof. Torsten Dahm vom Uni-Institut für Geophysik.

Hamburger Abendblatt: Wie wahrscheinlich ist ein Vulkanausbruch in der Eifel?

Torsten Dahm: Es ist durchaus möglich, dass in der Eifel, die geologisch gesehen ein junges Vulkanfeld ist, in Zukunft wieder vulkanische Aktivität an der Oberfläche auftritt. Die zeitlichen Abstände bisheriger großer Aktivitätsphasen können ein erster Anhaltspunkt sein.

Abendblatt: Die letzte aktive Phase hat vor 600 000 Jahren begonnen und dauerte bis vor 11 000 Jahren an. Könnten die Eifelvulkane also demnächst wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen?

Dahm : Das wissen wir nicht. Ein mögliches Erwachen des Vulkanismus in der Eifel sollte man sich aber nicht als einen kurzen Prozess vorstellen, der innerhalb weniger Monate zu einem großen Ausbruch führen kann. Die Ursache sind letztlich sehr langsame Bewegungen und Prozesse im Erdmantel, also in Tiefen größer als 70 Kilometer unter der Erdoberfläche. Allerdings muss sich erst eine genügend große Magmakammer im oberen Bereich der Erdkruste ausbilden. So ein Prozess kann mehrere Jahrzehnte andauern. Zusätzlich muss sich diese Magmakammer auch in einem größeren Ausbruch entleeren. Sehr häufig aber frieren Magmaströme in der Erdkruste aus, ohne dass es zu einem Ausbruch kommt.

Abendblatt: Es gäbe also schon lange vor einem Ausbruch die ersten Warnzeichen?

Dahm: Auf jeden Fall. Ein "Erwachen" vulkanischer Aktivität und das Eindringen von frischer Magma in obere Stockwerke der Kruste wird von Phänomenen wie Schwarmbeben, also mehrere Beben in kurzer Zeit, Hebung des Bodens und eine veränderte Entgasung durch die Erdkruste begleitet. Diese Phänomene würden durch geophysikalische und seismologische Überwachungsnetzwerke frühzeitig entdeckt werden. Beispielsweise entwickeln wir in der Geophysik an der Universität Hamburg, zusammen mit anderen Partnern aus Deutschland, ein vulkanisches Frühwarnsystem, um vulkanische Aktivität schnell und wissenschaftlich fundiert beurteilen zu können. Koordiniert wird das Projekt, das den Namen "Exupery" trägt, von meinem Kollegen Professor Matthias Hort, finanziert wird es vom Bundesforschungsministerium und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Abendblatt: Ist auch Hamburg von Vulkanausbrüchen oder Erdbeben bedroht?

Dahm: Erdbeben verursacht durch einen Vulkanausbruch kann es in Hamburg nicht geben. Das nächstgelegene Vulkangebiet ist die Eifel. Und die stellt keine Gefahr für den Norden dar. Ebenso wenig gibt es hier eine typische aktive Plattengrenze, die Starkbeben verursachen könnte. Damit gehört Hamburg glücklicherweise zu einer Region mit der geringsten Erdbebengefährdung in ganz Deutschland. Allerdings gab es in Hamburg hin und wieder gefühlte, leichte Erschütterungen durch kleinere Beben. Beispiele aus der jüngsten Zeit sind Erdbeben 2004 in Rotenburg, Niedersachsen. Oder auch die Mikrobeben in Groß Flottbek, die die Menschen erschreckten. Das jüngste Ereignis fand im April 2009 statt. Diese Beben werden durch das Einstürzen unterirdischer Hohlräume verursacht. Derartige Hohlräume sind in Hamburg auf das Gebiet des Salzstockes Othmarschen-Langenfelde begrenzt.

Abendblatt: Als Seismologe haben Sie beruflich schon mit Umweltphänomenen zu tun. Schauen Sie trotzdem Katastrophenfilme an?

Dahm: Wenn er gut gemacht ist und die Darstellungen realistisch sind: gerne!