Weltweit bisher größte Studie mit 16 400 Probanden abgeschlossen. Uno sieht “ermutigende Ergebnisse“. In der Fachwelt keimt Hoffnung auf.

Hamburg. Im Kampf gegen Aids ist die Wissenschaft einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Denn erstmals hat eine Impfung das Risiko, an Aids zu erkranken, erkennbar gesenkt. Unter den Geimpften sank die Zahl der Infizierten um 31 Prozent, ergab ein Massentest in Thailand.

Die Deutsche Aidsstiftung sprach von einem Durchbruch. Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegt die Studie, dass der Impfstoff eine Infektion verhindern könne. Die Uno-Behörde sprach von "ermutigenden Ergebnissen". Bisher waren alle Versuche dieser Art beim Menschen gescheitert.

Für den Test kombinierten die Forscher zwei Wirkstoffe, die einzeln wenig erfolgreich waren. Die von der US-Armee in Auftrag gegebene Studie wurde vom thailändischen Gesundheitsministerium umgesetzt. Seit Oktober 2003 wurden 16 400 gesunde Männer und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren aus zwei Provinzen in der Nähe Bangkoks getestet. Sie durften keiner typischen Risikogruppe angehören (Homosexuelle, Drogenkonsumenten). Eine Hälfte erhielt den Wirkstoff, die andere eine wirkungslose Substanz, ein sogenanntes Placebo. Weder Mediziner noch Betroffene wussten, wer welches Mittel bekam. Von den 8200 Geimpften infizierten sich in den drei Folgejahren 51 mit HIV, in der mit einem Placebo geimpften Kontrollgruppe waren es 74. Demnach sank das Risiko einer Ansteckung um fast ein Drittel.

Auch wenn der Erfolg noch begrenzt sei, könnten in Zukunft Millionen Menschen gerettet werden, hoffen die Aidsforscher. Nach Angaben der Vereinten Nationen infizieren sich jeden Tag weltweit 7500 Menschen mit dem Virus, täglich sterben 5700 an Aids.

Nach zahlreichen Rückschlägen und Enttäuschungen biete diese weltweit größte Impfstudie Anlass zu "verhaltenem Optimismus", sagt der UKE-Mediziner Dr. Jan van Lunzen, der am UKE mehrere Studien mit therapeutischen Impfstoffen betreut. Deren Ziel: Bei bereits Infizierten den Ausbruch der tödlichen Immunschwäche zu verhindern.

Der Weg zu einem sicheren Schutz, wie ihn Impfungen gegen andere Erreger ermöglichen, ist noch weit. So wirkt der jetzt getestete Impfstoff nur gegen Virus-Typen, wie sie in Thailand, Europa und den USA verbreitet sind, "nicht aber in Afrika, eine der hauptbetroffenen Regionen", sagt Norbert Brockmeyer, Dermatologe an der Uni Bochum und Sprecher des bundesweiten Kompetenznetzes HIV/Aids.