Das Aidsvirus (HIV) ist ein mächtiger, tückischer Gegner. Weit mehr als 25 Millionen Menschen hat es bereits getötet. Einen Impfstoff dagegen es bisher nicht gegeben - die klassischen Methoden der Entwicklung versagen. Denn im Blut entstehen immer wieder Varianten des Erregers, die das Immunsystem überrennen.

HIV dringt in Immunzellen ein, vermehrt sich darin und zerstört seinen Wirt dabei. Damit fällt die Steuerzentrale des Immunsystems aus - Bakterien und andere Viren überschwemmen den wehrlosen Körper. Die Strategie des Impfstoffherstellers: Das Immunsystem soll HIV kennen, lange bevor es zur Infektion kommt. Ein für den Körper ungefährliches Vogelvirus wird dafür mit der genetischen Information für einige Proteine von HIV beladen. Dieses Gentaxi wird den Probanden gespritzt, deren Körper produziert daraufhin Teile des Virus, aber nicht den ganzen Erreger.

Das Immunsystem erkennt die fremden Bruchstücke und soll seine "Killerzellen" aktivieren. Diese derart trainierten Zellen, so die Strategie, sollen die tatsächlich von HIV befallenen Zellen aufspüren, vernichten und dem Virus so die Chance zur Vermehrung nehmen. Dieses Viren-System trägt den Namen Alvac. Die nun getesteten Thailänder erhielten einen zweiten Wirkstoff, große Mengen eines gereinigten HIV-Proteins. Diese "Aidsvax-Komponente" soll einen weiteren Zweig des Immunsystems alarmieren. Dieses Doppelschlag-Verfahren nennt sich "prime-boost", ein erster Wirkstoff soll durch den zweiten verstärkt werden.

Impfstoffe für andere Krankheiten schützen jedoch weitaus besser als der jetzt getestete gegen Aids.

Tatsächlich gab es vor dem Massentest warnende Stimmen: Die Untersuchung habe nur geringe Aussichten auf Erfolg, monierten Forscher von 18 hochrangigen US-Instituten 2004 im Journal "Science" (Bd. 393, Nr. 5656). Im schlimmsten Fall würde ein wenig aussichtsreiches Resultat das Vertrauen in die Forschung erschüttern, warnten sie.

Das Präparat wecke Hoffnungen, schreiben nun jedoch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Uno-Aidsprojekt UNAIDS. Beide Organisationen haben Erfahrungen mit schlechten Nachrichten über den Erreger. Nun meinen sie, dass ein HIV-Impfstoff Wirklichkeit werden könne - trotz der "mäßigen" Wirksamkeit von rund 30 Prozent. Die wissenschaftlichen Details werden Ende Oktober vorgestellt.