Mit Schraubendreher, Pinsel und Staubsauger rücken Ingenieure dem “Universarium 9“ zu Leibe. Bis Freitag werden sie alle Spuren beseitigen, die die vielen Veranstaltungen an dem Hightech-Gerät hinterlassen haben.

Der 3,5 Millionen Euro teure Sternenprojektor inmitten des großen Saales des Planetariums ist geöffnet. Vorsichtig entnehmen die beiden Ingenieure das "Herz" der Nordhalbkugel, die Dimmeinheit. Wie sein Pendant in der Südhalbkugel funktioniert es nicht mehr richtig. "Die Sterne, die der Projektor in die Kuppel wirft, funkeln nicht mehr", erläutert Dieter Neubert mit Thüringer Dialekt. Den Elektroingenieur holten die Jenaer Carl-Zeiss-Werke , die die 1,1 Meter große, dunkelgraue Sternenkugel entwickelten und bauten, für diese Reparatur- und Wartungsarbeiten aus dem Vorruhestand zurück. Mit seinem Kollegen Hans-Jürgen Thieme wird er noch bis Freitag dafür sorgen, dass der Sternenhimmel im Planetarium wieder brillant funkelt. Neubert hatte den 2,5 Tonnen schweren Hightech-Projektor "Universarium 9" vor knapp vier Jahren auch mit aufgebaut.

Dieser Projektor ist eine Spezialanfertigung, bestehend aus mehr als 10 000 Einzelteilen. Die Reisen durch Raum und Zeit steuern 30 Computerprozessoren und 50 Elektromotoren. "Universarium" projiziert das Sternenbild dabei nicht mit Dia-Schablonen in die Kuppel, sondern jeder Stern wird durch eine Glasfaser dargestellt. 9100 Sterne können im Planetarium erstrahlen - wenn das Gerät heil ist. "Sicherlich ist keine der Glasfaser kaputt", sagt Neubert und wirft einen prüfenden Blick in den offenen Sternenball. Eine der beiden Halbschalen hängt am Spezialkran. Sechzehn schwarze Schläuche, die an große Regenwürmer erinnern, sind in ihr zu einem Knäuel verwoben.

In den Schläuchen verlaufen jeweils 300 bis 500 Glasfasern. Sie wurden im Jenaer Werk per Hand auf jede der 16 Projektorplatten eingefädelt, die in jeder Halbschale eingelassen sind. Die Glasfasern rühren die Wartungsingenieure nicht an. Nur die Anschlüsse zur Lichtquelle, der Dimmeinheit, haben die Experten aus Jena gelöst. "Sonst hätten wir die ja nicht entnehmen können", kommentiert Neubert. Er vermutet, dass die Kugellager im Innern der Dimmeinheit blockiert sind. Fallen diese aus, dreht sich eine Spezialscheibe nicht mehr, die das Flackern und die Farbigkeit der Sterne erzeugt. "Die Kugellager funktionieren wohl nicht, weil sich durch die Hitze im Innern, die beim Dauerbetrieb entsteht, Materialien unterschiedlich ausgedehnt haben." Genaueres könne man erst sagen, wenn man das "Herz" öffne - doch das soll erst im Jenaer Werk geschehen. Als Ersatz haben die Wartungsingenieure zwei neue "Herzen" mitgebracht, denn auch die Südhalbkugel muss repariert werden.

Zunächst setzen die beiden Spezialisten das "Herz" der Nordhälfte ein. Dabei fällt ein Imbusschlüssel in die Halbschale. "Ich bin gespannt, ob der gefunden wird", schmunzelt Simon Böttcher, der technische Leiter des Planetariums. Er überwacht die Wartungsarbeiten. Die beiden Ingenieure, suchen nicht weiter, sondern rücken mit Sauger, Pinsel und Zahnbürste dem Staub zu Leibe und reinigen die Projektoren, bevor sie sich der Südhalbkugel zuwenden.

Ob der Imbus gefunden wurde, können Planetariumsbesucher in der kommenden Woche überprüfen. Bislang sei, beruhigt Böttcher, jede lockere Schraube aufgespürt worden.