Luftfahrt: Zwei Hamburger Firmen bauen das modernste Tankflugzeug der Welt. Erstmals kann die Bundeswehr ihre Jets in der Luft betanken.

Hamburg und Dresden bauen die modernste fliegende Tankstelle der Welt. Der erste Airbus für die Luftbetankung von Militärjets wurde am Dienstag in den Elbe-Flugzeugwerken vorgestellt. Entwickelt wurde der fliegende Tanker auf der Basis eines Airbusses A310 von den beiden Hamburger Firmen Airbus und Lufthansa Technik. Sechs Maschinen vom Typ A310 werden in den kommenden Monaten umgerüstet. Vier Tankflugzeuge erhält die Bundeswehr, zwei die kanadische Luftwaffe. Drei Maschinen werden im Airbus-Werk in Dresden, drei werden vom kommenden Frühjahr an bei der Lufthansa Technik in Hamburg gebaut.

Erstmals erhält die Luftwaffe damit die Möglichkeit, ihre Jets mit einem eigenen Tankflugzeug in der Luft zu betanken. Bislang musste die Möglichkeit, Kampfjets oder auch AWACS-Aufklärungsflugzeuge in der Lauft aufzutanken, teuer bei der amerikanischen Air Force erkauft werden. Der einjährige Umbau der A310 in einen Mehrzwecktanker hat zwar 32 Millionen Euro gekostet, doch bereits nach zwei Jahren sollen die Kosten wieder eingeflogen sein: "Wir sparen dadurch allein 16 Millionen Euro pro Jahr, die wir für die Betankung an die US-Air Force bezahlen", sagt der Kommandeur des Kommandos Operative Führung Luftstreitkräfte, General Horst Martin, in Dresden.

Der Clou am neuen Airbus-Tanker ist vor allem seine Flexibilität: Die ehemalige Interflug Maschine vom Typ A310-300 wurde bereits vor einiger Zeit zum militärischen Mehrzweck-Transportflugzeug umgerüstet. Als Version A310-MRT (die drei Buchstaben stehen für Multi Role Transport) kann das Flugzeug entweder als Truppentransporter (214 Passagiere), als reiner Frachter, als kombinierter Fracht- und Truppentransporter (54 Sitzplätze) oder als fliegendes Krankenhaus mit sechs Intensivstationen und 56 Betten eingesetzt werden. Nun wird mit einem weiteren "T" im Namen auch noch die Tankerfunktion hinzugefügt.

In vier Tankcontainern, die bei Bedarf im unteren Laderaum hinzugefügt werden, können 36 000 Liter (45 Tonnen) zusätzlicher Treibstoff mitgenommen werden. Insgesamt hat die Maschine dann 72 000 Liter Kerosin an Bord. Damit lässt sich dann nach einem Flug von fast 2000 Kilometern noch ein Geschwader von sechs Kampfjets betanken. Das Betanken der Jets funktioniert so: Hinter dem Cockpit wurde ein neuer Arbeitsplatz für den himmlischen Tankwart, den so genannten Fuel-Operator eingebaut. Wenn sich "Tankkunden" nähern, fährt er die 17 Meter langen Schläuche an den beiden Enden der Flügel aus. Und presst mit speziellen Hochgeschwindigkeitspumpen das Kerosin in Richtung Tankschlauch. Der Sprit wird unter extremen Druck gesetzt. Am Ende des Schlauches befindet sich ein Trichter mit einem Ventil und einem Haken. Sobald sich der Pilot mit seinem Jet eingehakt hat, wird automatisch betankt. 2000 Liter Sprit jagen pro Minute durch den Schlauch. Nach zwei Minuten ist der Jet voll getankt.

"Das war eine mächtige Herausforderung, so ein Betankungssystem in ein existierendes Zivilflugzeug zu integrieren", sagt der bei Airbus in Hamburg für das Projekt zuständige Chefingenieur Gerhard Raschke. Immerhin wiegen die so genannten Pods, in denen die Schläuche an den Flügelenden untergebracht sind rund 600 Kilogramm. "Wir mussten die gesamte Aerodynamik und Belastung des Flugzeuges neu berechnen", sagt Rascke. Nun ist der Tanker fertig gestellt, und die Ingenieure stehen vor einer "spannenden Frage": "Wie verhalten sich Flugzeug und Tankschlauch in der Realität?" In der kommenden Woche sollen die ersten Testflüge mit Deutschlands erster fliegender Tankstelle beginnen.