Die Stadt mit den höchsten Häusern und dem größten Flughafen will im Jahr 2014 den Titel tragen - nicht alle Bürger sind dafür. Hamburg war 2011 Umwelthauptstadt.

Frankfurt/Main. Frankfurt als europäische Umwelthauptstadt? Im Rennen um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas2014“ liegt die Stadt mit Deutschlands einziger Skyline jedenfalls gut. Von 18 Städten, die sich bei der Europäischen Kommission beworben hatten, sind drei im Finale – neben Frankfurt die dänische Hauptstadt Kopenhagen und die englische Hafenstadt Bristol. Sie haben sich mit ihrer Bewerbung in der ersten Runde unter anderem gegen Brüssel, Paris, Rotterdam, Turin und Wien durchgesetzt. Der Gewinner wird Ende Juni gekürt und darf den Titel ein Jahr lang tragen. Ein Preisgeld gibt es nicht.

Alle drei Finalisten wollen mit Energieprojekten punkten und haben Programme zum Klimawandel aufgelegt. Zwölf sogenannte Umweltindikatoren wurden bewertet, darunter Nahverkehr, Natur und Artenvielfalt, Luftqualität, Lärmbelastung, Abfallmanagement oder Energieeffizienz.

Für Frankfurt sei schon die Bewerbung um den Titel „Green City“ ein Erfolg, sagt Janina Steinkrüger vom Grün-geführten Umweltdezernat. Viel langfristig Bleibendes sei bereits in der ersten Runde erreicht worden, etwa die Gründung eines Nachhaltigkeitsrats. Bei der Bewerbung im vergangenen Jahr hatte Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) gesagt, es gehe nicht nur um den Ehrentitel für ein Jahr, sondern um eine strategische Weichenstellung für das 21. Jahrhundert. Als Pluspunkte für sich führt die Stadt unter anderem eine Pionierrolle bei Passivhäusern, Investitionen in erneuerbare Energien, den Grüngürtel um die Stadt oder sein Netz für den öffentlichen Personennahverkehr an. Am 8. Juni werde die Stadt ihr Konzept in Brüssel der EU-Kommission vorstellen, sagt Janina Steinkrüger.

+++Ein Jahr europäische Umwelthauptstadt Hamburg+++

Allerdings gibt es in der Stadt auch kritische Stimmen, und so wird eine Gruppe von Gegnern noch vor der Stadt, an diesem Freitag (25. Mai) in Brüssel ihre Argumente vortragen. Frankfurt könne nicht Umwelthauptstadt werden, denn die neue Landebahn am Flughafen werde die Umweltbelastung nicht verbessern, sondern durch Fluglärm und Emissionen dramatisch verschlechtern, meinen die Frankfurter Bürger Initiativen gegen den Flughafen. „Der Aufenthalt im Frankfurter Stadtwald, auf den die Stadt Frankfurt am Main immer so stolz war, wird zeitlich limitiert werden müssen“, heißt es in einer Mitteilung. Seit der Eröffnung der neuen Landebahn am Flughafen im Oktober bekommen die südlichen Stadtteile und der nahe gelegene Stadtwald erheblich mehr Lärm ab, die Proteste haben seitdem trotz Nachtflugverbots nicht nachgelassen.

Jury-Vorsitzender Karl Falkenberg werde die Gruppe empfangen und seine Kollegen anschließend über das Gespräch informieren, teilte eine Sprecherin des EU-Umweltkommissariats mit. Nach dem Besuch der städtischen Delegation Anfang Juni werde in der abschließenden Bewertung das Gesamtengagement der Stadt beurteilt.

Der Ansatz der Bürgerinitiativen sei falsch, meint das Umweltdezernat. Entscheidend sei doch, wie eine Stadt mit einem solchen Problem umgehe, mit dem auch andere Kommunen zu tun hätten, sagt Referentin Steinkrüger. Frankfurt setze auf Kommunikation und Transparenz – ein Mittel dazu sei das Mediationsverfahren mit allen Beteiligten, das beim Flughafenausbau eingesetzt wurde. Das könne Vorbildfunktion für andere europäische Städte haben. „Wir stehen voll und ganz hinter der Bewerbung, und wir wollen den Titel.“ Die Chancen dafür seien gut.

Der seit 2010 verliehene Titel hat nach Angaben der EU-Kommission zum Ziel, Städte mit Vorbildcharakter auszuzeichnen und europaweit bekanntzumachen. Einzige deutsche Preisträgerin war bisher 2011 Hamburg. In einer Bilanz zum Umwelthaupstadtjahr 2011 sagten Umweltschutzverbänden, dass der Hamburger Senat die Möglichkeiten des Titels nicht ausgenutzt habe. Bei eingen Umweltprojekten, wie der Stadtbahn, der City-Maut oder der Landstromverbindung für Kreuzfahrtschiffe, sei er sogar zurückgerudert. Als Erfolg wird der Ausbau des Stadtrad-Netzes bewertet. Auch der "Zug der Ideen" habe Anklang gefunden und einen Austausch zwischen Metropolen zum Thema umweltschutz möglich gemacht. Der Senat fügt außerdem als positiv den Ausbau der E-Mobility an.