Oft machen sie ein Leben lang keine Beschwerden. Doch wenn sie Zentimetergröße erreicht haben, sollten sie entfernt werden.

Noch immer ist in Deutschland die Entfernung der Gallenblase die häufigste Operation - neben dem Austausch der Augenlinse bei grauem Star. Und ebenfalls unverändert häufig sind es Gallensteine, die - so sie Beschwerden machen - zum Stein des Anstoßes werden und eine Entfernung ("Cholezystektomie") erforderlich werden lassen. Früher war der chirurgische Bauchschnitt die einzige Möglichkeit, an die Gallenblase heranzukommen und sie herauszunehmen. Heute geht es in bis zu 90 Prozent der Fälle schneller und weniger belastend mit der laparoskopischen Schlüsselloch-Technik, die nur kleine Narben verursacht und den Patienten wieder schnell auf die Beine kommen lässt.

In der Asklepios-Klinik Altona berichten der Chirurg Prof. Dr. Wolfgang Teichmann und der Internist Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller übereinstimmend: "20 Prozent der Bevölkerung, insbesondere Frauen, haben Gallensteine, doch bei den meisten bleiben sie immer oder für längere Zeit stumm. Etwa bei jedem Vierten von ihnen kommt es zu Beschwerden, die einer Therapie bedürfen." Pro Jahr sind in Deutschland rund 190 000 Gallenoperationen notwendig, etwa 3500 in Hamburger Kliniken. Das Altonaer Krankenhaus macht davon mit rund 400 die meisten.

Die Gallenflüssigkeit ist ein in den Leberzellen produzierter, für die Verdauung entscheidend wichtiger Saft, der sich in der Gallenblase ansammelt und von dort über den Gallengang in den Zwölffingerdarm geleitet wird. Wenn die chemische Zusammensetzung des Saftes sich verändert, können sich Steine in unterschiedlichen Größen, Formen und Farben bilden, die aus Cholesterin, Kalk oder einem Blut-Abbauprodukt bestehen. Geraten sie in den Gallengang, kommt es zu einer schmerzhaften Aufstauung des Gallensaftes und beim Patienten zur Gelbfärbung der Haut und der Augen. In vielen Fällen bleiben die Gallensteine jedoch friedlich und unbemerkt, in anderen machen sie heftigste Schmerzen bis zu zermürbenden, immer wieder einsetzenden Gallen-Koliken.

Gelegentlich werden Nachbar-Organe wie die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen, oder es kommt zu Entzündungen mit Eiterbildung, oder es entwickelt sich als Folge einer anhaltenden Reizung der Gallenblase ein bösartiger Tumor, dies jedoch extrem selten.

Es gibt ein paar Faktoren, die die Bildung von Gallensteinen begünstigen. Prof. Teichmann zählt auf: Alter, weibliches Geschlecht, Übergewicht, ein häufiges Auf und Ab des Körpergewichts bei Diäten, also der so genannte Jo-Jo-Effekt, der Aufenthalt über mehrere Wochen auf einer Intensivstation, familiäre Belastung und Schwangerschaft. Prof. Hagenmüller ergänzt: "Das Bild des typischen Gallensteinträgers ist die übergewichtige Mutter mehrerer Kinder im fortgeschrittenen Alter, deren Mutter ebenfalls Gallensteine hatte."

Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologen) und Chirurgen haben jüngst im Auftrag der wissenschaftlichen Fachgesellschaften neue Leitlinien verfasst, die den Ärzten eine Neuorientierung sowohl für die Diagnostik als auch insbesondere für die Therapie von Gallenstein-Leiden an die Hand geben. Das Ergebnis bezeichnet Prof. Teichmann als "eine große Flurbereinigung". Die früher häufig und gerne versuchte Auflösung der Gallensteine mit Medikamenten oder ihre Zertrümmerung mit Stoßwellen sollten nur noch in wenigen Ausnahmefällen eingesetzt werden, weil sie nur momentan helfen und eine Neubildung von Gallensteinen nicht verhindern können. Der Patient hat somit alle paar Jahre das gleiche Problem.

Insgesamt wird dazu geraten, die Indikationen zu einer Operation nicht zu eng zu fassen, weil - so Prof. Teichmann - "Gallensteine doch irgendwann, sei es früher oder später, Beschwerden machen, und so lange muss man nicht abwarten". Häufig seien die Beschwerden auch nicht Lehrbuch-typisch und ließen manchmal an eine Gastritis denken. In den Leitlinien heißt es zum Beispiel, eine Entfernung der Gallenblase, auch wenn sie keine Beschwerden mache, sei schon gerechtfertigt, sobald Gallensteine mit einem Durchmesser von Zentimetern diagnostiziert worden seien.

Die laparoskopische Technik mit drei, vier Schnitten in die Bauchdecke hat den großen Bauchschnitt abgelöst und ist heute fast ausschließlich das Operationsverfahren der Wahl. Mit den durch die Hautschnitte eingeführten Endoskopen, die chirurgische Instrumente, Beleuchtungskörper und Kamera für die Wiedergabe auf einem Monitor in die Bauchhöhle bringen, lässt sich von außen die Galle aus dem Leberbett lösen und herausnehmen. "Komplikationen gibt es dabei so gut wie nie", erklärt Prof. Teichmann. Der Gallensaft wird danach von der Leber aus direkt in den Zwölffingerdarm geleitet.

Die Entwicklung der operativen Techniken geht weiter und kreiert wahrscheinlich eines Tages den "narbenlosen Eingriff", der die äußere Körperhülle unberührt lässt und - wie es in einer von Prof. Hagenmüller mitverfassten wissenschaftlichen Arbeit heißt - "die Route durch natürliche Körperöffnungen einschlägt". Mit biegsamen Endoskopen wird man dann eine Galle über den Zugang durch den Mund oder bei Frauen durch die Scheide entnehmen. Und es heißt weiter: "Treibende Kraft ist dabei das Streben nach weniger traumatischen Eingriffen mit immer geringerem Narkose- und Überwachungsaufwand und kürzerem Verweilen im Krankenhaus."