Qualifikationen und kontinuierliches Lernen entscheiden ebenso über die Karriere wie gute Kontakte. Die Kammer versucht mit dem „Dialog Schule/Wirtschaft“ schon frühzwischen Firmen und Nachwuchs zu vermitteln.

Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren eine der größten Herausforderungen der deutschen Wirtschaft darstellen. Angesichts solcher Prognosen erhält eine gute berufliche Ausbildung junger Menschen einen zunehmend hohen Stellenwert.

Einen ausgezeichneten Ruf mit internationalem Vorbildcharakter genießt die in Deutschland praktizierte duale Berufsausbildung, bei der regelmäßige schulische Unterrichtseinheiten mit dem Erwerb praktischer Kenntnisse im Betrieb kombiniert werden. Die Handelskammer versteht sich selbst als Gralshüter dieses erfolgreichen Systems und fördert es durch eine verlässliche Unterstützung der daran teilnehmenden Firmen, der Lehrstellenbewerber und Auszubildenden.

Um möglichst viele geeignete Jugendliche für eine betriebliche Ausbildung zu gewinnen, ermöglicht die Kammer mit dem „Dialog Schule/Wirtschaft“ schon frühzeitig Kontakte zwischen Ausbildungsbetrieben und dem potenziellen Nachwuchs. Vorträge und die Vermittlung von Schülerpraktikumsplätzen helfen Schülern ab Klassenstufe 9, sich mit einer bevorstehenden Berufswahl zu beschäftigen. Berufsorientierungsmessen und die Lehrstellenplattform im Internet liefern Antworten auf viele Fragen.

Für eine persönliche Kontaktaufnahme eignet sich die jährlich im September in der Handelskammer stattfindende Hanseatische Lehrstellenbörse,. Im vergangenen Jahr nutzten 13.000 interessierte Schüler diese Möglichkeit, rund 140 Ausbildungsbetriebe kennenzulernen. Zusätzlich bringt seit dem vergangenen Jahr ein Azubi-Speeddating junge Bewerber und Ausbildungsverantwortliche aus den Betrieben zusammen. Im Zehn-Minuten-Takt können sich die Schulabgänger bei verschiedenen Firmen in Kurz-Gesprächen vorstellen.

Über die Kontaktförderung hinaus engagiert sich die Handelskammer zudem für die Bildung der Jugendlichen. Der „Schulpreis der Hamburger Wirtschaft“ prämiert jährlich die besten Berufsorientierungsprojekte. Mithilfe der Internet-Plattform „Tecnopedia“ werden die Fertigkeiten der Schüler in den MINT-Fächern gestärkt. Und mit dem Projekt „Faszination Schiff“ soll bereits bei Zehn- bis Zwölfjährigen das Interesse an technischen Zusammenhängen geweckt und entwickelt werden.

Damit Lehrer ihre Klassen bei der Berufsorientierung noch besser unterstützen können, führt die Handelskammer in Zusammenarbeit mit der Schulbehörde seit fast 20 Jahren das Projekt „Lehrerbetriebspraktikum – Innenansichten“ durch, bei dem Pädagogen in Unternehmen hospitieren und so hautnah erfahren, welche Erwartungen die Wirtschaft an die Schulabsolventen stellt.

Trotzdem bringen nicht alle Schulabgänger die nötigen Voraussetzungen mit, um den direkten Weg in die betriebliche Ausbildung zu schaffen. Als ein erfolgreiches Förderinstrument für diese Zielgruppe hat sich die Einstiegsqualifizierung (EQ) erwiesen, bei der ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum zur Vorbereitung auf eine spätere Ausbildung dient. Über 80 Prozent der EQ-Absolventen gelingt es anschließend, eine Lehrstelle zu finden. Diese Qualifizierung trägt insbesondere zur Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt bei, denn diese machen in der Regel mehr als die Hälfte aller EQ-Teilnehmer aus.

Eine langjährige Forderung der Handelskammer ist ein eigenes Schulfach Wirtschaft. Weil das in den hiesigen Lehrplänen bislang nicht umgesetzt wird, rief sie vor einigen Jahren die „Junge Akademie“ ins Leben, an der Oberstufenschüler und Auszubildende einen zweijährigen Wirtschaftskurs absolvieren können. Neben betriebs- und volkswirtschaftlichen Grundlagen stehen dabei auch Kommunikation, Projektmanagement, unternehmerische Ethik und ein Planspiel zum Thema Unternehmensgründung auf dem Programm.

Zur Bedeutung der Kammer einige Zahlen: Pro Jahr werden mehr als 9000 neue Ausbildungsverträge geschlossen. Damit zeichnet die Handelskammer für rund 70 Prozent des dualen Ausbildungsgeschehens in Hamburg verantwortlich. Über sämtliche Ausbildungsjahre hinweg betreut die Kammer etwa 23.000 Azubis in fast 6000 Betrieben. Und 4000 ehrenamtliche Prüfer nehmen in jedem Ausbildungsjahr 23.000 Prüfungen ab.

Für Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz bleibt die duale Berufsausbildung die wirtschaftlichste Form der Personalgewinnung: „Mitarbeiter, die im eigenen Betrieb eine duale Ausbildung absolviert haben, sind nicht nur mit den fachlichen Anforderungen und Abläufen bestens vertraut, sondern haben auch die Unternehmenskultur aufgesogen. Dies ist ein unschätzbarer Vorteil gegenüber neuen Angestellten, die von extern kommen.“