Die dritte Generation der Mittelklasselimousine bietet viel Platz und eine Reihe moderner Assistenzsysteme. Auch das Design überzeugt.

Skoda darf sich von der VW-Konzernmutter emanzipieren und mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Dazu steht das mehr oder wenige komplette Angebot des konzerneigenen „modularen Querbaukastens“ mit modernen Motoren, aktuellem Infotainment und jeder Menge Assistenzsystemen zur Verfügung, das die Skoda-Macher nun für den neuen Superb nutzten. Die ab Mitte Juni erhältliche dritte Generation der Mittelklasse­limousine bittet mit großzügigen Platzverhältnissen und vor allem mit ansprechendem Design nicht nur die Wettbewerber wie Opel Insignia oder Ford Mondeo zum Tanz, sondern könnte auch in der Passat-Familie wildern. Das Skoda-Flaggschiff kostet in Verbindung mit dem 92 kW/125 PS starken 1,4-Liter-Benzinmotor ab 24.590 Euro.

Der Limousine mangelt es im Gegensatz zu den zwei vorherigen Generationen nicht an gestalterischem Selbstbewusstsein. Mit ihrer breiten Front samt großem Kühlergrill, den auffälligen Scheinwerfern sowie den markanten Falzen auf der Motorhaube legt sie einen gelungen, stilsicheren Auftritt hin. Letzterer zeigt sich zum Beispiel am Heck. Hier ist die große Klappe nun einteilig gefertigt, das wirkt deutlich eleganter als zuvor. Insgesamt gibt sich das Fahrzeug viel erwachsener und bleibt – nicht unwichtig für die doch eher konservative Klientel – der klassischen Limousinenlinie treu. Keine modische, stark abfallende Dach­linie schränkt die Kopffreiheit im Fond ein.

Das Kofferraumvolumen bis 1760 Liter macht den Betrachter fast sprachlos

Im Innenraum gingen die Kreativen weniger mutig zu Werke. Die Anordnung der Instrumente sowie des Displays erfolgt nach bekannten und vertrauten Vorgaben. Einen digitalen Tacho oder andere Spielereien gibt es nicht. Aber dafür zählt eine ganz andere Tugend, die bislang schon zu den Kerneigenschaften des Tschechen zählte: Platz, Platz und noch mehr Platz.

Zwar nutzen Passat und Superb die gleiche Plattform, allerdings wurde sie für ihren Einsatz beim tschechischen Flaggschiff modifiziert. Der Radstand beträgt hier 2,84 Meter: Das sind acht Zentimeter mehr als noch beim Vorgängermodell und immerhin fünf Zentimeter mehr als beim Passat. Dazu kommen Zugewinne in der Breite (plus vier Zentimeter) sowie in der Länge (plus drei Zentimeter), sodass die 4,86 Meter lange Limousine reichlich Bewegungsspielraum für die Insassen bietet. Das Kofferraumvolumen (625 bis 1760 Liter) macht den Betrachter fast sprachlos. Das Gepäckabteil erfordert zudem lange Arme, will man seine Koffer aus den Untiefen des Schlunds ­herausangeln. Schade nur, dass beim Umklappen der Rücksitzlehnen eine Stufe entsteht. Gute Idee hingegen: Hat man den umklappbaren Beifahrersitz geordert, lassen sich Gegenstände von bis zu 3,10 Meter Länge verstauen.

Die Möglichkeiten des modularen Querbaukastens zeigen sich auch an anderen Stellen. So hat sich im neuen Superb im Vergleich zum Vorgänger der Elektronikanteil fast verdoppelt. Assistenzsysteme sind wie moderne Navigations- und Soundsysteme allerdings fast nur gegen Aufpreis erhältlich. Eine Skoda-eigene Entwicklung ist das sogenannte Smartgate. Hier lassen sich Fahrzeugdaten (Verbrauch, Beschleunigungswerte oder Effizienzfortschritte) via Skoda-Apps aufs Smartphone bringen.

Das Motorenangebot besteht nun ausschließlich aus direkteinspritzenden Vierzylinder-Turbomotoren und stammt ebenfalls aus dem aktuellen Konzernportfolio. Es umfasst fünf Benziner (von 92 kW/125 PS bis 206 kW/280 PS) und drei Diesel (88 kW/122 PS bis 140 kW/190 PS). Die Kraftübertragung erfolgt mittels Sechsgang-Schaltgetriebe oder DSG (Sechs- oder Siebengang, Aufpreis: 2000 Euro). Allrad (Aufpreis ca. 1800 Euro) ist optional verfügbar. Dabei muss es nicht immer Diesel sein. Der erstmals bei Skoda angebotene, 110 kW/150 PS starke 1,4-Liter-TSi mit Zylinderabschaltung (ATS) gibt den angenehmen Begleiter für entspannte Fahrer. Mit 250 Nm ist er zwar kein Durchzugwunder, aber mit ein wenig Schaltfreude lässt sich das in den Griff kriegen. Zum Kurvenräuber wird man mit diesem Triebwerk eher nicht, voranfahrende Lkw am Berg muss man bei wenig Sicht nach vorne geduldig ertragen. Aber gleichmäßiges Dahingleiten im Drehzahlbereich zwischen 1400 und 4000 Umdrehungen goutiert das Triebwerk, indem es zwei Zylinder stilllegt. Bis zu 0,5 Liter Sprit weniger auf 100 Kilometer sollen so durch die Benzinleitungen fließen. Bei ersten Ausfahrten zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,3 Litern an – 1,5 Liter über dem Normwert. Ganz okay. Zur Entspannung trägt auch das sehr komfortabel abgestimmte Fahrwerk bei. Unebenheiten werden überwiegend souverän weggebügelt.

Die Verarbeitung der Materialien wirkt überdurchschnittlich, und je nach Ausstattungsvariante – vier stehen zur Wahl – steht luxuriösem Reisen höchstens ein Blick in die Preisliste entgegen. Zwar ist die „Active“ genannte Basisausstattung ordentlich, doch komfortabel wird es erst mit den höheren Niveaus. Aufpreispflichtige Optionen wie Assistenten, Navigation, elektrisch zu öffnende Heckklappe oder Panoramadach sorgen für glänzende Augen des Händlers undlassen den Superb auch in dieser Hinsicht mit dem Passat konkurrieren, auch wenn der Tscheche immer noch günstiger angeboten wird. Erst im Herbst startet der neue Kombi.