BMW bringt in ein paar Wochen den M550d auf den Markt. Die Sport-Limousine kommt dank Tuning auf stolze 381 PS. Preis: ab 80 800 Euro.

Bislang mussten die Kunden der M GmbH ihre Reaktionszeit trainieren, den Gasfuß, die Augen und das Popometer. Doch jetzt fordert der BMW-Werkstuner ein Organ, das im Inneren des Körpers liegt. Wenn ab 12. Mai zu Preisen ab 80 800 Euro in der Fünfer-Reihe und weniger später in X5 und X6 die ersten Dieselmotoren der bayerischen Bodybuilder an den Start gehen, ist vor allem eine starke Blase gefragt. Denn bei einem Normverbrauch zwischen 6,3 und 7,7 Litern fährt kein anderes M-Modell so weit ohne Boxenstopp.

Dabei muss man im M550d auf die gewohnte Dynamik nicht verzichten: Zwar ist das Auto der Überholspur näher als der Nordschleife, räumt M-Chef Friedrich Nitschke ein. Doch mit 381 PS und 740 Nm Drehmoment markiert auch der drei Liter große Reihenmotor einen Superlativ: Kein anderer Sechszylinder-Diesel ist so stark wie der aus Garching. Die 20 Prozent Plus gegenüber dem Serienmodell erreichen die Bayern durch einen technischen Kunstgriff: Wo sonst allenfalls zwei Turbos zum Einsatz kommen, machen sie dem Motor gleich mit drei Ladern Druck. Sie sind erst parallel und dann in Reihe geschaltet, sodass sie flott ansprechen und bis in hohe Drehzahlen ohne Leistungseinbußen arbeiten. Der Effekt: Wann immer der Tritt aufs Gas erfolgt, ist ein unbändiger Schub spürbar. Nicht explosiv, aber deshalb nicht minder energisch drückt einen der Diesel nach vorn und macht den M550d zum Helden der Vielfahrer mit engem Terminplan.

+++Spritpreise klettern neuer Rekordmarke entgegen+++

+++Ein kleiner Franzose mit grossem Ziel+++

Bei der Gelegenheit fallen in Garching gleich noch ein paar Tabus: Damit der Fünfer die Kraft überhaupt sauber auf den Boden bekommt, gibt es zum ersten Mal diesseits der X-Modelle auch einen M mit Allradantrieb. Und weil der Diesel das Auto für die Praktiker unter den eiligen Vielfahrern sein soll, gibt es ihn auch als Touring.

Bei der ersten Ausfahrt macht der M550d eine ausgesprochen gute Figur: Druckvoll und jederzeit spurtbereit schnellt der M5 für Knauser über die linke Spur und ist dabei noch agiler, als schon der Sprintwert von 4,7 Sekunden vermuten lässt. Als fielen beim Kickdown die 1,9 Tonnen von ihm ab, die der Motor mit der Limousine zu schleppen hat, drängt er vehement nach vorne und schwingt dabei eindrucksvoll den Dampfhammer seines unbändigen Drehmoments.

Zwar vor allem für die Autobahn konzipiert, fühlt sich dieser Fünfer auch auf einer Landstraße zu Hause. Nasses Laub, die letzten Schneereste oder enge Kurven jucken ihn nicht: Der Allradantrieb mit seiner intelligenten Kraftverteilung und die samtweich schaltende Achtgangautomatik sorgen als eingespieltes Team für immerwährende Traktion und perfekten Vortrieb in allen Lebens- und Straßenlagen. Dafür sind die Modelle der M GmbH bekannt. Unbekannt ist dagegen der Sound. Denn zumindest bei niederen Drehzahlen macht der Motor keinen Hehl aus seiner Bauart.

Ein stramm abgestimmtes Fahrwerk und Bremsen mit viel Biss

Aber keine Sorge, jenseits von 1500 Touren klingt er kernig und kräftig. Und selbst der Drehzahlmesser entlarvt den neuen Motor erst auf den zweiten Blick. Denn wo bei vielen anderen Dieseln schon früh der Begrenzer einsetzt, dreht der M-Motor locker nahe an die 5000er-Marke.

Während sich der M550d fährt wie ein echter M, übt er in anderer Hinsicht eine gewisse Zurückhaltung. Ja, das Fahrwerk ist etwas strammer abgestimmt, und die Bremsen haben mehr Biss. Aber die dicken Backen des M5, die muskulös ausgestellte Motorhaube und das massige Heck sucht man beim Diesel vergebens. Die neue Frontschürze, die kleine Spoilerlippe auf dem Heckdeckel und die neu geformten Endrohre müssen als Erkennungsmerkmale reichen. Das ist auch dem Respekt vor dem M5 geschuldet. Die große Show bleibt den Kernmodellen vorbehalten. Das gilt für den Auftritt genau wie für den Antritt. Denn obwohl der M550d sicher noch ein wenig Luft nach oben hätte, ist bei 250 km/h kategorisch Schluss.

Der M550d ist fast so dynamisch wie ein M5. Er hat das Zeug zum Dauerläufer und ist auch auf der Überholspur ein Großer. Zwar hat er eine Start-Stopp-Automatik und ein Eco-Pro-Profil, doch der Prüfstandsverbrauch von 6,3 Litern ist allenfalls mit Selbstkasteiung zu erreichen. Aber wenn man den Wagen gattungsgemäß fährt, ist er mit runden acht Litern zufrieden. Das macht ihn nicht nur zum sparsamsten M-Modell in der Palette, sondern auch zu dem mit der größten Reichweite. In der Theorie reicht der Tank für 1100 und in der Praxis wohl noch immer für 900 Kilometer - mehr, als die stärkste Blase aushält.