Reinigungssystem kann verstopfen, wenn keine ausreichend hohen Abgastemperaturen erreicht werden.

Hamburg. Ein Rußpartikelfilter ist eine sinnvolle Sache: Das Bauteil im Abgassystem von Dieselfahrzeugen fischt Krebs erregende Rußteilchen aus den Emissionen und trägt somit zur Verringerung der Umweltbelastung bei. Doch bei manchen "sauberen" Dieseln sorgt der Filter bei bestimmter Fahrweise für unerwünschte Nebenwirkungen. Insbesondere bei extremem Kurzstreckenbetrieb kann er verstopfen, weil die angesammelten Rußteilchen nicht freigebrannt werden. Quasi als "Abführmittel" empfehlen Experten, mit dem Wagen eine Extrarunde zu drehen - ansonsten droht ein Werkstattaufenthalt.

Nach Angaben des ADAC hatten die Pannenhelfer des Clubs bereits mit Dieselfahrzeugen zu tun, die wegen verstopfter Filter liegengeblieben sind. Genaue Zahlen, wie oft das Problem auftritt, sind dem Club jedoch nicht bekannt. Auch die Fachzeitschrift "Auto Bild" berichtet von sich häufenden Leserzuschriften zu dem Problem unter anderem bei Modellen von Audi, VW und Opel, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen. Die Bandbreite der Symptome reiche "vom plötzlichen Leistungsverlust und im Leerlauf hochdrehenden Motoren bis hin zu liegengebliebenen Autos", so das Magazin.

Unter Kollapsgefahr leiden ADAC-Sprecher Maximilian Maurer zufolge jedoch nur sogenannte geschlossene, ins Motormanagement integrierte Filtersysteme. Sie werden in der Regel bei neuen Fahrzeugen ab Werk eingebaut und filtern nahezu alle Rußteilchen aus den Abgasen heraus. "Offene" Filtersysteme, wie sie vor allem zur Nachrüstung älterer Diesel verwendet werden, kennen das Problem laut Maurer dagegen nicht. Sie halten ohnehin nur einen bestimmten Partikelanteil zurück, und der Rest strömt ungehindert durch den Filter hindurch.

Um die Filterwirkung eines geschlossenen Systems auf Dauer zu gewährleisten, muss sich dieses von Zeit zu Zeit regenerieren. Dabei werden die hängengebliebenen Partikel freigebrannt. Dazu ist eine ausreichend hohe Abgastemperatur erforderlich, die auf Kurzstrecken nicht erreicht wird. Benutzt man einen Diesel also nur für solche Fahrten, sammeln sich immer mehr Partikel an. Da eine Regeneration nicht stattfindet, ist der Filter irgendwann voll.

"Bei einem üblichen Fahrprofil mit Landstraßen und Autobahnstrecken taucht das Problem nicht auf", erklärt Maurer. Hier werden im Abgasstrang in der Regel so heiße Temperaturen erreicht, dass das Motor- und Abgasmanagement automatisch die Regeneration des Filters vornimmt. Der Fahrer bekommt davon gar nichts mit.

Dieselkurzstreckenfahrer, deren Filter die Verstopfung droht, werden nach Angaben von Audi-Sprecher Josef Schloßmacher durch eine aufleuchtende Warnlampe auf das Problem aufmerksam gemacht. Audi gebe in der Betriebsanleitung Hinweise, wie in einem solchen Fall die Filterregeneration unterstützt werden kann, sagt Schloßmacher: "Der Fahrer muss etwa 15 Minuten im vierten Gang mindestens 60 km/h schnell fahren. Die Drehzahl muss 2000 Umdrehungen pro Minute betragen." Ähnlich lauten die Hinweise bei Dieseln mit Filtern von anderen Herstellern, etwa Opel und VW.

Für das "Freibrennen" sei es also keineswegs erforderlich, mit Vollgas über die Autobahn zu heizen, betont Schloßmacher. Zwar empfiehlt auch der ADAC betroffenen Kurzstreckenfahrern, zur Vorbeugung zwischendurch mal eine Fahrt über Landstraßen oder Autobahnen einzulegen. Solche Extrarunden seien jedoch aus ökologischer Sicht nicht der Weisheit letzter Schluss, räumt Maximilian Maurer ein. Roger Eggers vom TÜV Nord nennt solche Probleme denn auch "Kinderkrankheiten", die bei Filtersystemen kommender Generationen nicht mehr auftreten sollten.

Im Vorteil gegenüber den deutschen Autoherstellern sieht man sich bei Peugeot. "Solche Probleme haben wir überhaupt nicht", sagt Gordian Heindrichs von Peugeot. Anders als die hiesige Konkurrenz hat der französische Hersteller von Anfang an auf geschlossene Filtersysteme gesetzt, die mit einem Additiv arbeiten. Es wird zusätzlich in den Kraftstoff eingespritzt und soll die Regenerationstemperatur heruntersetzen. "Das Additiv macht den Partikelfilter damit völlig unabhängig von den Betriebsbedingungen des Autos", erklärt Heindrichs. Der Filter könne sich regenerieren - unabhängig davon, wie der Fahrer das Auto bewegt.

Bei Audi arbeiten die Entwickler an Verbesserungen der Filtersysteme. Ein Ziel: Verstopfungen generell auszuschließen. Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland sieht das Grundproblem letztlich ganz woanders: "Die Leute, denen so etwas in der Praxis passiert, haben ganz einfach die falschen Autos gekauft. Für jemanden, der permanent nur kurze Strecken fährt, lohnt sich ein Diesel nicht." Ein verbrauchsgünstiger Benziner wäre bei solch einem Fahrprofil die bessere Wahl.