Demenzkranker verbrachte Nacht auf der Straße. Helfer rief Polizei.

Hamburg. Der an Demenz leidende Hans-Günther R., der normalerweise ganztägig betreut wird, ist einen Vormittag allein und verlässt durch ein Küchenfenster das Haus. Als seine Tochter Renate A. zurückkehrt, verständigt sie sofort die Polizei. Doch weder die Suchaktion noch Durchsagen im Radio bringen Erfolg. Sie ist in großer Sorge, da ihr Vater leicht bekleidet in der Kälte orientierunsglos umherirrt.

Am nächsten Morgen ist Wolfgang Mahl unterwegs zu einem Termin. Er steht im Stau, schaut aus dem Fenster und sieht einen Menschen auf einem Laubhaufen liegen. Irritiert hält er an. Es ist Hans-Günther R., der die Nacht auf dem Fußweg verbracht hat. Der 77-Jährige verspricht, sich sofort auf den Heimweg zu begeben. Wolfgang Mahl fährt zunächst weiter, jedoch lässt ihn die Sorge erneut umkehren. Die richtige Entscheidung: Denn der Vermisste liegt wieder auf dem Laubhaufen. Er ist völlig unterkühlt und erschöpft. Schließlich hat er seit 24 Stunden weder etwas gegessen noch getrunken. Diesmal lässt sich Wolfgang Mahl nicht so einfach abspeisen und ruft die Polizei. Er setzt Hans-Günther R. in sein Auto, damit er sich aufwärmen kann. Schließlich übergibt er den hilflosen Mann an die eingetroffenen Polizisten.

Renate A. ist überaus dankbar: "Ohne diesen Mann wäre mein Vater sicherlich nicht mehr am Leben." Als Wolfgang Mahl seine Auszeichnung zum "Kavalier der Straße" entgegennimmt, ist er immer noch geschockt von der Ignoranz der anderen Autofahrer: "Es ist erschreckend, dass zur Rush Hour niemand sich die Mühe gemacht hat, nachzuschauen, was diesem Menschen zugestoßen ist."