Wann beantrage ich einen Kita-Gutschein? Wie läuft die Eingewöhnung ab? Welches pädagogische Konzept ist das beste? Bei der Kinderbetreuung gibt es viel Auswahl; Tagesmütter sind eine gute Alternative.

Einige Eltern meinen, mit der Suche könne man nicht früh genug anfangen. Geschichten von Auswahlverfahren und Wartelisten verunsichern sie, und so kommt es vor, dass noch schwangere Frauen auf Besichtigungstour gehen. Kita-Leiterinnen winken dann oft ab: Bekommen Sie erst Ihr Kind, dann sehen wir weiter.

Verrückte Welt. Tatsächlich kann es in kinderreichen Stadtteilen eng werden mit den Betreuungsplätzen. Doch wer sich gut vorbereitet, meistert die Suche. Falls es Zweifel gibt, ob eine Fremdbetreuung überhaupt angeraten ist: Viele Untersuchungen zeigen, dass Kinder von einer Betreuung in einer guten Einrichtung profitieren. Sie bieten eine Fülle an Anregungen, die Kinder lernen viel. „Kita-Kinder haben oft einen besseren Wortschatz, können besser lesen und zeigen später bessere Schulleistungen“, sagt Hans-Günther Roßbach, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Bamberg. „Man findet keine Hinweise, dass sich der Kita-Besuch negativ auf die Mutter-Kind-Bindung auswirkt.“

Zunächst steht die Frage im Raum, welche Kita es denn sein soll. Das hängt von diversen Faktoren ab: vom Angebot und von den Bedürfnissen der Eltern.

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Es gibt öffentliche und private Träger, auch Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbände betreiben Kitas. Manche Häuser warten mit besonderen pädagogischen Konzepten auf, haben zum Beispiel Kunst, Musik oder Bewegung als Schwerpunkt, setzen auf Zweisprachigkeit oder orientieren sich an der Waldorf- oder Montessori-Pädagogik.

Bei der Wahl der Kita sind Eltern nicht an ihren Stadtteil gebunden

Eltern sollten sich überlegen, was ihnen wichtig ist. Praktische Aspekte spielen eine große Rolle: Soll die Kita gut erreichbar sein? Nimmt man für ein besonderes Angebot längere Anfahrtswege in Kauf? Passen die Öffnungszeiten zum Job? Für manche Eltern ist es gut, wenn die Kita in der Nähe der Arbeitsstelle ist, Betriebskindergärten bieten sich dann an. Doch wie ist es an freien Tagen? Wichtig ist vielen die durchgängige Betreuung, zum Beispiel in den Ferien. Es ist ratsam, eine Liste mit eigenen Anforderungen anzulegen.

Was macht eine gute Einrichtung aus? Dafür gibt es keine einheitlichen Kriterien. „Solange es keine Gütesiegel für die Qualität in Kitas gibt, ist es letztlich eine Bauchentscheidung“, sagt Roßbach. Dafür brauchen Eltern Informationen. Womit beschäftigen sich die Kinder den ganzen Tag? Womit spielen sie, wie sind die Räume gestaltet und ausgestattet? Kommen sie oft an die frische Luft, haben sie Platz zum Spielen? Haben sie die Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken, zu musizieren, zu malen, zu basteln oder zu experimentieren? Inwiefern wird auf individuelle Neigungen eingegangen? Nicht zuletzt: Was bekommen die Kinder zu essen? Noch wichtiger ist die Stimmung – und das Gefühl: Ist der Umgang liebevoll? Ausschlaggebend kann auch die Betreuungssituation sein: Wie groß sind die Gruppen? Gibt es feste Bezugspersonen oder wechselt das Personal häufig? Gibt es männliche Erzieher? Für Jungen wäre das gut.

Solche Fragen sind am besten vor Ort zu klären. Kitas bieten in der Regel Infotage an, an denen die Leitung das Haus und ihr pädagogisches Konzept vorstellt. Oft sind auch Erzieher anwesend. Wenn Eltern Interesse an einer Einrichtung haben, sollte sie hingehen, sich einen Eindruck verschaffen, die Menschen dort kennenlernen. Auch hier gilt es, Prioritäten zu setzen. Nicht jede Kita kann alles erfüllen. Wenn die Wunsch-Kita gefunden ist, folgt ein weiterer Punkt: Der Kita-Gutschein muss beantragt werden.

Vor zehn Jahren, im August 2003, hat die Stadt das Gutschein-System eingeführt. Zum einen soll es dazu beitragen, mehr Kitas entstehen zu lassen – und zwar dort, wo sie benötigt werden. Zum anderen soll es Eltern zu mehr Flexibilität verhelfen und ermöglichen, Beruf und Familie besser zu vereinen. Offenbar funktioniert das: Mehr als 21.000 Kita-Gutscheine sind 2013 vergeben worden. Inzwischen werden 43 Prozent aller Kinder in Hamburg unter drei Jahren betreut – ein Rekordwert in Deutschland. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 29,4 Prozent.

Im Kita-Gutschein ist festgelegt, welche Kosten die Stadt übernimmt und wie hoch der Elternbeitrag ausfällt. Dieser hängt vom Einkommen, der Anzahl der Familienmitglieder und der täglichen Betreuungszeit ab. Es gibt Gutscheine mit vier, fünf, sechs, acht, zehn oder zwölf Stunden, je nach Bedarf. Auch bei der Wahl der Kita sind die Eltern frei – und nicht an ihren Stadtteil gebunden. Sie können sich für jene Einrichtung entscheiden, die aus ihrer Sicht die beste für ihr Kind ist, vorausgesetzt, sie hat freie Plätze und nimmt am Gutschein-System teil. Ist das nicht der Fall, tragen die Eltern sämtliche Kosten selbst.

Einen Kita-Gutschein bekommen Kinder, deren Eltern berufstätig sind. Seit dem 1. August 2013 haben darüber hinaus alle Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf fünf Stunden Betreuung, unabhängig davon, ob die Eltern arbeiten. Es ist ratsam, so früh wie möglich die nötigen Dokumente zusammenzusuchen und den Antrag sorgfältig auszufüllen. Drei Monate vor Beginn der Betreuung ist das möglich. Woran Eltern oft nicht denken: Der Kita-Gutschein muss jedes Jahr beantragt werden. Den Folgeantrag also rechtzeitig stellen, rückwirkend wird er nicht bewilligt.

Wer alles beisammen hat, füllt den Antrag aus und erhält, wenn es gut läuft, schon bald den Kita-Gutschein im Briefkasten. Den bekommt die Kita, und die Eingewöhnung kann beginnen.

Manche Eltern möchten ihr einjähriges Kind noch nicht in eine trubelige Krippe geben. Andere finden keinen geeigneten Betreuungsplatz, müssen aber zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Job zurück. In solchen Fällen kann die Tagespflege eine Alternative sein. In Hamburg stehen etwa 1800 Tagesmütter oder -väter bereit, die die Kinder entweder in der eigenen Wohnung oder gemeinsam mit anderen in sogenannten Großtagespflegestellen betreuen.

Zeitlich sind Tageseltern häufig flexibler als eine Kindertagesstätte

Die betreuten Gruppen sind mit bis zu fünf Kindern klein, es gibt eine feste Bezugsperson, die oft besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen kann. Anders als in der Kita können sich die Eltern die Person aussuchen, mit der ihr Kind den Tag verbringt, und mit ihr die Betreuung abstimmen – auch zeitlich sind Tageseltern oft flexibler als eine Kita. Zwar können Betreuungslücken auftreten, zum Beispiel wenn eine Tagesmutter krank wird. Doch oft kooperieren die Tageseltern miteinander, um solche Zeiten zu überbrücken.

Wichtig ist, dass die Person den Eltern sympathisch ist und sie ihr vertrauen können. Es ist ratsam, mehrere Tagesmütter oder -väter kennenzulernen – am besten mit dem Kind – und anzusprechen, was ihnen am Herzen liegt. Tipps und Erfahrungen von Freunden und Bekannten können bei der Suche hilfreich sein. Auch das zuständige Bezirksamt ist eine gute Anlaufstelle. Dort erfahren Eltern alles Nötige über die Tagespflege, etwa eine finanzielle Unterstützung. Ansonsten bietet auch das Internet verschiedene Anlaufstellen für die Suche oder Vermittlung.

Online: www.hamburg.de/kindertagespflege/, www.hamburg.de/contentblob/2522714/data/kindertagespflege-elterninfos.pdf, www.tagesmuetter-hamburg.de/, www.betreut.de, www.tagesmutterzentrale.de, www.kinderbetreuung-suche.de

Nächste Folge: Alle Informationen über die richtige Schulwahl gibt es morgen hier und unter www.abendblatt.de/ratgeber/leben-in-hamburg