Kranken- oder Geburtshaus? Ist ein Vorbereitungskurs sinnvoll? Und was genau ist eine Beleghebamme? Das sollten Sie wissen, wenn Sie auf Ihr Baby warten

Wer sein Baby in Hamburg in einem Krankenhaus bekommen möchte, hat die Wahl zwischen zwölf Einrichtungen. Bei der Entscheidung für ein Krankenhaus spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie weit liegt dieses entfernt? Gibt es dort Familienzimmer? Und existiert – für den Notfall – eine Intensivstation?

Als Maßnahme der Qualitätssicherung hat der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ein Stufenkonzept für die neonatologische Versorgung erstellt und Anforderungen an die versorgenden Krankenhäuser definiert. Diesem Versorgungskonzept liegen vier Stufen zugrunde, denen sich auch die Hamburger Krankenhäuser zuordnen lassen. Im sogenannten Perinatalzentrum Level 1 können Früh- und Neugeborene mit dem höchsten Risiko versorgt werden. Voraussetzung ist zum Beispiel, dass sich Entbindungsbereich, OP und neonatologische Intensivstation in einem Gebäude oder miteinander verbundenen Gebäuden befinden. Im neonatologischen Intensivbereich muss ständig ein Arzt präsent sein (Schichtdienst, kein Bereitschaftsdienst). Diese Voraussetzungen erfüllen: Asklepios Klinik Barmbek, Asklepios Klinik Altona, Asklepios Klinik Nord Heidberg, Kath. Marienkrankenhaus, Universitätsklinikum Eppendorf.

Das Perinatalzentrum Level 2 unterscheidet sich vom Perinatalzentrum Level 1 im Wesentlichen durch die Größe (geringere Anzahl an Intensivtherapieplätzen). Wie im Perinatalzentrum Level 1 befinden sich Entbindungsbereich, OP und neonatologische Intensivstation in einem Gebäude oder miteinander verbundenen Gebäuden. Die permanente Arztpräsenz im neonatologischen Intensivbereich darf auch über Bereitschaftsdienst sichergestellt sein (keine Rufbereitschaft). Diese Voraussetzungen erfüllen: Albertinen Krankenhaus, Helios Mariahilf Klinik.

Die Asklepios Klinik Wandsbek verfügt über einen perinatalen Schwerpunkt: Plötzlich auftretende, unerwartete neonatologische Notfälle müssen adäquat versorgt werden können, das heißt, ein Arzt der Kinderklinik muss im Notfall innerhalb von zehn Minuten im Kreißsaal und auf der Neugeborenenstation sein können.

Zu den Geburtskliniken ohne Kinderklinik oder mit einer Kinderklinik, welche nicht die für den perinatalen Schwerpunkt definierten Anforderungen erfüllt, gehören: Agaplesion Diakonieklinikum, Ev. Amalie Sieveking Krankenhaus, Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Asklepios Klinik Harburg.

Es ist durchaus ratsam, sich mehrere Kliniken oder Geburtshäuser anzuschauen, bevor man sich bei einem für die Geburt anmeldet. Meist werden regelmäßig entsprechende Informationsveranstaltungen mit Führung angeboten, bei denen das Fachpersonal Auskunft über alle wichtigen Fragen gibt (technische und personelle Ausstattung, Zahl der natürlichen Geburten/ Kaiserschnitte etc.). Bei der Anmeldung im Krankenhaus wird dann noch einmal ein ausführliches Gespräch geführt, in dem auch über die Wünsche der Schwangeren die Geburt betreffend gesprochen wird. Vielen Schwangeren ist es auch wichtig, dass nach der Geburt die Möglichkeit besteht, zusammen mit dem Partner in einem Familienzimmer zu übernachten. Abgesehen von allen medizinischen Gesichtspunkten und praktischen Erwägungen hat die Wahl der Klinik viel mit dem eigenen Bauchgefühl zu tun.

Alternative zur Klinik: Geburtshaus

Das Geburtshaus Hamburg in Ottensen (www.geburtshaus-hamburg.de) versteht sich als Ergänzung zum übrigen geburtshilflichen Angebot und spricht Frauen, Paare und Familien an, „die ihre Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach bewusst und eigenverantwortlich erleben möchten“. Rund 150 Geburten finden jährlich im Geburtshaus statt. Man geht dort davon aus, dass eine Frau selbst gebären kann und nicht entbunden werden muss, es geht also um möglichst natürliche Geburtshilfe, die in persönlicher Atmosphäre von Hebammen geleistet wird. „Im Geburtshaus Hamburg kommen die Kinder in den meisten Fällen in aufrechter Position, zum Beispiel auf dem Gebärhocker oder in der Gebärwanne, zur Welt“, sagt Geschäftsführerin Britta Höpermann. Drei bis vier Stunden nach der Geburt gehen die Eltern schon wieder nach Hause. Die Vorbereitung auf die Geburt beginnt im Geburtshaus mit Gesprächen und Untersuchungen schon in der frühen Schwangerschaft. Britta Höpermann empfiehlt einen frühen Besuch des Informationsabends mit einer entsprechenden Vormerkung auf der Anmeldeliste bereits im vierten Schwangerschaftsmonat. „Die Geburtsvorbereitungskurse beginnen dann etwa um die 30. Schwangerschaftswoche.“ Was die Kosten angeht, so entstehen welche für die Rufbereitschaft.

Geburtsvorbereitungskurse

Sinnvoll für Paare, die dieses Ereignis zum ersten Mal erleben, ist mit Sicherheit ein Geburtsvorbereitungskurs, der häufig auch am Wochenende stattfindet. Angeboten werden diese Kurse zum Beispiel von Krankenhäusern oder Hebammenpraxen. Was ist zu tun, wenn die Wehen einsetzen? In welcher Position kann man das Kind bekommen und wie die Schmerzen bei der Geburt lindern (Thema PDA)? Unbedingt bei der eigenen Krankenkasse anrufen und sich informieren, welche Kosten diese für Vorbereitungs- und auch Rückbildungskurs übernimmt.

Was ist eine Beleghebamme?

Die Frauen, die wissen möchten, welche Hebamme sie bei der Geburt betreut, entscheiden sich für eine Beleghebamme. Dabei handelt es sich um eine selbstständige Hebamme, die mit einer oder mehreren Geburtskliniken einen Belegvertrag abgeschlossen hat und der Schwangeren so auch im Kreißsaal beistehen kann. Eine solche Beleghebamme zu bekommen, ist jedoch ein schwieriges Unterfangen, man kann sich nicht früh genug darum kümmern. „In unserem Verband sind rund 480 Hebammen organisiert – nur etwa zehn bis 15 davon arbeiten als Beleghebamme“, sagt Susanne Lohmann, Vorsitzende des Hamburger Hebammen Verbandes. Einen Grund dafür sieht Susanne Lohmann darin, dass diese Frauen extrem unabhängig sein müssen, da sie fünf Wochen um den Geburtstermin herum in Rufbereitschaft sein müssen (ein Service, der etwa 500 Euro kostet). Man sucht zum Beispiel auf www. hebammen.info oder erkundigt sich beim Krankenhaus, mit wem dieses gegebenenfalls zusammenarbeitet.

Die Adressen der Kliniken, welche Formalitäten rund um die Geburt zu erledigen sind sowie einiges mehr erfahren Sie unter www.abendblatt.de/ratgeber/leben-in-hamburg

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