Bei immer mehr Menschen lautet die Todesursache Krebs. Er sei eine typische Alterskrankheit. Der Appell: Vorsorge kann Leben retten.

Wiesbaden. Jeder vierte Todesfall aus dem Jahr 2011 geht in Deutschland auf Krebs zurück. Der Anteil der bösartigen Tumorerkrankungen unter den Gestorbenen sei in den vergangenen 30 Jahren um fast 25 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zum Weltkrebstag am Montag mit.

Die meisten Menschen sterben zwar nach wie vor an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Todesfälle mit dieser Ursache seien aber in dem Zeitraum um fast ein Viertel (23 Prozent) zurückgegangen. 2011 starben den Statistiken zufolge in Deutschland insgesamt 852.328 Menschen.

Der Grund für den Anstieg der Krebstoten um ein Viertel sei vor allem die alternde Bevölkerung, sagte Prof. Nikolaus Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der Nachrichtenagentur dpa. Rechne man die Altersstruktur heraus, sinke sogar das Risiko an Krebs zu sterben – dabei helfen Prävention, Früherkennung und Therapien. Krebs sei eine typische Alterskrankheit.

Bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs habe sich wie beim Brustkrebs gezeigt, dass eine frühe Diagnose beachtliche Heilungschancen mit sich bringe, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) im Südwestrundfunk (SWR). Vermeidbare Ursachen von Krebs seien Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen – zudem spielten auch Viren eine Rolle, etwa bei Leber- oder Gebärmutterhalskrebs.

Haupttodesursache bei Krebsleiden waren nach Angaben der Statistiker zu fast einem Drittel – bei rund 70.000 Menschen – Erkrankungen der Verdauungsorgane. Gerade bei diesen Tumorerkrankungen lasse sich aber vorbeugen, sagte die Sprecherin des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands, Dagmar Mainz. „Krebs ist kein Schicksal, dem der Mensch wehrlos gegenübersteht.“

Entscheidend sind nach einer Mitteilung des Verbands Vorsorgeuntersuchungen, um Tumore in Dickdarm, Magen, Speiseröhre und Leber frühzeitig aufzuspüren. Für alle vier Krebsformen gebe es hilfreiche Methoden, der Krankheit vorzubeugen. Das seien beispielsweise die Entfernung von Polypen bei einer Darmspiegelung, die Behandlung von entzündlichen Lebererkrankungen oder Veränderungen der Speiseröhre und eine Antibiotika-Therapie gegen den Magenkeim Helicobacter pylori.

An zweiter Stelle der Todesfälle durch Krebs folgten bei den Männern Lungen- und Bronchialkrebs (31.293 Sterbefälle/ 26 Prozent), wie das Statistische Bundesamt für 2011 ermittelte. Bei Frauen war es Brustkrebs (17.815 Fälle/ 18 Prozent).

Inzwischen sterben Frauen mehr als doppelt so häufig (plus 124 Prozent) wie vor 30 Jahren an Lungen-, Kehlkopf- oder Luftröhrenkrebs, der im Zusammenhang mit Rauchen steht. In ihrem Rauchverhalten ließen sich Frauen durch Prävention weniger beeinflussen, erklärte Becker. Männer rauchten dagegen weniger als früher. Bei ihnen ist dagegen Leberkrebs auf dem Vormarsch. In den vergangenen 30 Jahren nahm diese Erkrankung bei Männern um 56 Prozent zu – allerdings nach Angaben von Becker bei niedrigen Fallzahlen.

Die gute Nachricht: Krebs-Patienten sterben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht mehr so jung wie noch vor 30 Jahren. Das Durchschnittsalter stieg um rund drei auf 73 Jahre. Männer wurden durchschnittlich über 72 Jahre alt, Frauen etwa 74 Jahre. Gründe dafür gebe es mehrere, sagte Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum: Es werde weniger geraucht, Infektionen gingen zurück, die Hygiene sei besser, die Lebensmittel frischer und nicht mehr so mit Schadstoffen belastet wie vor 30 Jahren.

Auch die Therapie spielt bei der Lebenserwartung eine große Rolle - zum Beispiel von Blutkrebs-Patienten. Ende 2012 sind weltweit zum einmillionsten Mal Blutstammzellen transplantiert worden, wie das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm mitteilte.

„Die Transplantation von gesunden Blutstammzellen ist mittlerweile eine unverzichtbare Therapie für viele Patienten, die an Leukämie oder anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen des Blutes leiden“, sagte ZKRD-Geschäftsführer Carlheinz Müller. Weltweit seien 20 Millionen Menschen als Spender registriert. Deutschland sei dabei mit fast fünf Millionen potenziellen Spendern weltweit führend.