Berlin ist angesagt, auch im Ausland: Wunsch nach Stabilität spült Käufer in die Hauptstadt. Die treiben die Preise hoch – und zahlen bar.

Berlin. Wohnungskauf in Berlin kann frustrieren: „Da kommen Käufer aus Polen und legen die Kaufsumme einfach bar auf den Tisch“, berichtet ein genervter Interessent. Die Konkurrenz aus dem Ausland sei gerade in den Szenevierteln Kreuzberg, Mitte oder Prenzlauer Berg stark. „Und Makler konfrontieren einen nicht selten mit Sprüchen wie „Stellen Sie sich nicht so an, andere fragen auch nicht so viel nach“.“ Manche nähmen die Objekte sogar ungesehen.

Berliner Immobilien sind schon länger gefragt. Seit Beginn der Eurokrise aber drängen noch mehr ausländische Investoren auf den Hauptstadtmarkt, viele aus dem angeschlagenen Spanien und dem kriselnden Italien. Gut ein Drittel der Käufer komme aus dem Ausland, berichtet der Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Accentro, Jacopo Mingazzini. Fast alle zahlten – anders als deutsche Interessenten – in bar. Tetzlaff-Immobilien hat ebenfalls viele Kunden aus Spanien, zu Engel&Völkers kommen Griechen und Italiener. Auch das Internetportal Immobilienscout24 zählte einen deutlichen Anstieg von Kaufgesuchen aus Griechenland.

„Wir sind international neben der Schweiz oft der letzte Rettungsanker“, begründet Analyst Thomas Beyerle vom Immobilieninvestor IVG das Interesse für Deutschland. Griechen und Spanier wollten ihr Geld in Sicherheit bringen. „Sie kaufen sich das Versprechen von Stabilität und sind dafür oft bereit, höhere Preise zu akzeptieren.“

Das treibt nicht nur für deutsche Immobilienkäufer den Preis kräftig in die Höhe. „Mittelfristig wird es auch den Mieten nicht gut tun“, sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund voraus. Vor allem in Berlin ziehen die Mieten bereits kräftig an – für neue Verträge in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Fünftel.

Einfluss auch in Hamburg und München spürbar

Spürbar ist der Einfluss ausländischer Investoren Verbandsanalyst Beyerle zufolge nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg, München und Frankfurt. Anders als beim letzten Immobilienboom 2004 interessierten sie sich dagegen weniger für idyllische Häuschen auf dem Land. In der Großstadt seien sich Käufer einfach sicherer, ihre Wohnungen später zu guten Preisen wieder loszuwerden.

Die größte Anziehungskraft hat Berlin – nicht nur wegen des Hauptstadtflairs. „Berlin ist im europäischen und auch innerdeutschen Vergleich weiterhin sehr günstig“, erläutert Mingazzini. Trotz zuletzt deutlich anziehender Preise finde man hier auch in guten Lagen immer noch Wohnungen zum Quadratmeterpreis von 1400 bis 1500 Euro. „Das ist in Metropolen wie Paris, Bologna oder Mailand undenkbar.“

Hinzu komme das extrem gute Image der Stadt: Berlin ist im Ausland angesagt, die Übernachtungszahlen steigen kontinuierlich. Investoren könnten wegen der vergleichsweise günstigen Mieten weiterhin mit vernünftigen Renditen rechnen. „Und ein Ende ist nicht abzusehen, denn der Zuzug nach Berlin hält an“, betont Mingazzini.

Der hohe Anteil an Single-Haushalten fördere zudem die Nachfrage nach Mietwohnungen enorm, sagt Einar Skjerven von der Skjerven Group. „Wer in Berlin kauft, kauft Wohnungen mit viel Potenzial zur Wertsteigerung.“ In München oder Hamburg gebe es solche Entwicklungschancen nicht.

Dabei geht es oft nicht einmal um Luxuslofts mit Dachgarten, nicht nur um den Prenzlauer Berg, sondern auch um die Mittelklasse-Wohnung im alten Westen. Nicht nur die reichen Griechen kaufen in Berlin, berichten die Makler, sondern viele Familienväter, die ihren studierenden Kindern in der Boomstadt eine Wohnung sichern wollen.