Mindestens jeder zehnte Hamburger führt eine Fernbeziehung. Bei Akademikern ist es sogar jeder vierte. Jedes Wochenende setzen sich Tausende Menschen in den Zug oder ins Auto, fahren Hunderte Kilometer, um ihren Partner zu sehen. Gerade erst angekommen, tickt schon die Uhr, die Zeit muss genutzt werden. Drei Paare erzählen.

Liebe ist... morgens gemeinsam aufstehen, gemeinsam kochen, essen, schlafen, zusammen leben. Aber manchmal ist dieses gemeinsame Leben nicht möglich - weil der Traumjob fern der Heimat wartet, weil man sich im Urlaub kennengelernt hat und in verschiedenen Städten wohnt, weil sich Lebenssituationen verändern. Dann konzentriert sich die Liebe auf das Wochenende. Ob das funktioniert, hängt davon ab, wie Paare damit umgehen, wie sie ihre gemeinsame Zeit gestalten.

Elisa Stefan (25) und Marko Linnemann (29) sind seit fünfeinhalb Jahren zusammen. Die Dresdnerin und der Norderstedter lernten sich während des Studiums in Ilmenau (Thüringen) kennen, wohnten dort vier Jahre lang zusammen in einer Dreier-Wohngemeinschaft.

Elisa: "Fast alles war bei uns gleich: das Studium, die Seminare, der Freundeskreis. Wir haben vieles gemeinsam gemacht. Im Sommer 2003 bin ich dann für ein Praktikumssemester nach Quickborn gegangen, er nach Bremen. Die Entfernung war okay, fast jedes Wochenende haben wir uns gesehen.

Jetzt ist alles schwieriger: Nach dem Studium habe ich einen Job in Hamburg gefunden, ein halbes Jahr später hatte auch Marko eine Anstellung - in Karlsruhe. Das ist eine schöne Stadt, ich bin gerne da. Aber es ist natürlich schon eine große Entfernung.

Ich versuche, alltägliche Dinge wie putzen, waschen und einkaufen unter der Woche zu erledigen, die Sonnabende und Sonntage sind für Marko reserviert. Am schlimmsten ist es sonntagabends, wenn ich allein in Hamburg zurückbleibe. Momentan sieht es so aus: Wir sind zusammen, wollen das auch bleiben, und sind trotzdem getrennt.

In die Zukunft planen wir eigentlich noch nicht. Warten wir mal ab - falls mein Vertrag in Hamburg als Marketingmanagerin nicht verlängert wird, würde ich mich auch in Karlsruhe nach einem Job umsehen."

Marko: "Es war klar, dass ich das Jobangebot annehme. Zwar hätte ich auch in Hamburg Möglichkeiten gehabt, der Job als Projektmanager in Karlsruhe war aber der reizvollste. Anfangs war alles neu und spannend, da ist es mir nicht schwergefallen zu gehen.

Trotzdem: Um abends nicht allein zu sein, habe ich mir eine WG gesucht. Doch meine Mitbewohner verbringen die Abende meist mit ihren Freundinnen. In den Momenten allein in der großen Wohnung vermisse ich Elisa und meine Freunde in Hamburg sehr. Fast jedes Wochenende fahre ich in den Norden, fünf Stunden dauert die Zugfahrt.

Mehr als 400 Euro geben wir monatlich für Bahnfahrten aus, dazu kommt die doppelte Miete, zwei Telefonrechnungen. Es ist schwierig, in Karlsruhe Wurzeln zu schlagen, neue Leute zu finden. Außer während des Handballtrainings gehe ich kaum aus dem Haus, arbeite viel."