Bauern in armen Ländern dürfen auf 20 Milliarden Dollar hoffen. Teilnehmer drängen auf Erweiterung der Runde.

Hamburg. Es waren die Obama-Festspiele. US-Präsident Barack Obama hat bei dem dreitägigen G8-Gipfeltreffen etwas von jenem Wandel ins italienische L'Aquila getragen, den in seinem Wahlkampf in den USA gepredigt hat. Zwar blieb der spektakuläre Durchbruch bei den Beratungen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) aus - doch die Beschlüsse sind durchaus solide: Ein deutliches Signal an den Iran zur Aufgabe des Atomprogramms, ein ehrgeiziges Ziel beim Klimaschutz und Milliardenhilfen für die Entwicklungsländer.

Vieles gilt als Kompromiss, aber eben doch als Fortschritt. Und die meisten Vereinbarungen sind mit dem Namen Obamas verbunden. Einhellig urteilten die Gipfelteilnehmer, dass der US-Präsident eine zentrale Rolle bei dem Treffen übernommen hatte. Vor allem beeindruckte es die Runde, dass Obama auch den USA eine Reduzierung ihres Kohlendioxid-Ausstoßes um 80 Prozent bis 2050 auferlegen will - zumal Amts-Vorgänger George W. Bush jeden Fortschritt blockiert hatte. Da erklärten sich sogar Schwellenländer wie China und Indien bereit, beim Klimaschutz künftig mitzuziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Freitag allerdings, man habe in L'Aquila Fortschritte gemacht, "es liegt aber noch ein Riesenstück Arbeit vor uns", um auf der Kopenhagener Weltklimakonferenz im Dezember einen echten Durchbruch zu schaffen.

Am letzten Gipfeltag stand der schwarze Kontinent auf dem Programm. Im Beisein von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi und Amtskollegen aus Algerien, Senegal, Nigeria, Ägypten und Angola versprach Barack Obama im Namen der Industriestaaten, in den kommenden drei Jahren 20 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Landwirtschaft in ärmeren Ländern bereitzustellen. Das sind fünf Milliarden Dollar mehr, als vorgesehen waren.

Obama selbst hatte sich für die Aufstockung eingesetzt. "Die reichen Nationen haben eine moralische Verpflichtung, zu helfen", sagte Obama und verband diesen Aufruf mit persönlichen Worten. Sein Vetter in Kenia bekomme keinen Job, wenn er nicht jemanden besteche, sagte der erste schwarze US-Präsident, dessen Vater aus Kenia stammt.

Mit den Finanzhilfen für die Bauern leiteten die G8 einen Strategiewechsel ein. Statt Nahrungsmittelhilfen in Hungergebiete - vor allem nach Afrika - zu liefern und so lokale Märkte kaputt zu machen, soll die einheimische Landwirtschaft wieder in Schwung gebracht und wettbewerbsfähig gemacht werden.

Kanzlerin Merkel hob die "Initiative für Ernährungssicherheit" als Erfolg hervor. Deutschland verfolge schon lange den Grundsatz der "Hilfe zur Selbsthilfe". Zum Abschluss der Runde sprachen sich vor allem die Europäer dafür aus, die G8-Runde um Länder wie Indien und China zu erweitern, um globalen Herausforderungen global zu begegnen.

Am Abend hat Papst Benedikt XVI. Obama erstmals im Vatikan empfangen. Bei der Privataudienz informierte Obama das Kirchenoberhaupt über die Ergebnisse des G8-Gipfels. Das Treffen sei "sehr produktiv und konkret" gewesen sei, erläuterte Obama.