Ein Prozess gegen Radovan Karadzic vor dem 1993 gegründeten Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag könnte Jahre dauern. Zunächst wird Karadzic gegen die Entscheidung, an das Tribunal in Den Haag überstellt zu werden, Berufung einlegen. Wie lange allein dieses Verfahren in Belgrad dauern wird, ist noch nicht absehbar.

Nach einer Überstellung nach Den Haag wird Karadzic in ein nah an der Nordseeküste gelegenes niederländisches Gefängnis gebracht. Dort starb 2006 der frühere serbische und jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic. In den Einzelzellen gibt es neben Bett und Tisch eine Dusche, eine Toilette, ein Waschbecken und Fernsehen. Häftlinge können Kurse in Kunst, Sprachen oder Naturwissenschaften belegen. Außerhalb der Zellen haben sie zudem die Möglichkeit, gemeinsam Sport zu treiben oder zu lesen.

Chefankläger des Tribunals ist seit erst acht Monaten Serge Brammertz (46). Der belgische Staatsanwalt gilt als Aktenmensch, der sich genauestens einarbeitet und nicht gern in der Öffentlichkeit steht. Brammertz sei in dem Maße hart zu sich selbst, in dem er anderen viel abverlange, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter über ihn. Brammertz stammt aus dem deutschsprachigen Teil des Landes und beherrscht daneben drei weitere Sprachen: Englisch, Französisch und Niederländisch. Bevor er vor sechs Jahren Bundesstaatsanwalt wurde, studierte Brammertz im belgischen Lüttich, machte in Freiburg im Breisgau seinen Doktor und arbeitete kurz als Rechtsanwalt. Seine Fachgebiete sind die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei und das international tätige organisierte Verbrechen.