Mit dem spektakulären Zugriff auf den seit 13 Jahren gesuchten bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic hat die erst zwei Wochen amtierende serbische Regierung unter Staatspräsident Boris Tadic eine EU-Forderung erfüllt, die seit Jahren bleischwer die Beziehungen zwischen Belgrad und Brüssel belastete.

Politisch war gestern bereits klar, dass die Serben nun in den Genuss aller Vorteile eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens (SAA) kommen können, wozu unter anderem eine Freihandelszone und Finanzhilfen gehören. Am wichtigsten ist für die Serben, dass damit die Voraussetzung für EU-Beitrittsverhandlungen geschaffen wird.

Europa hat in Ex-Jugoslawien immer klargemacht, dass es den kriegsgeschundenen Ländern zwar helfen möchte, seine Türen aber nur öffnet, wenn mutmaßliche Kriegsverbrecher verhaftet werden und es eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gibt. Kroatien hat die Lehren aus diesem Koppelgeschäft schon vor drei Jahren gezogen - General Ante Gotovina wurde gefasst, und die EU-Beitrittsverhandlungen nehmen seitdem ihren Lauf.

Bei den Parlamentswahlen Anfang Mai entschied sich die Mehrheit der Serben für einen demokratischen, fortschrittlichen Kurs ihres Landes. Man wollte raus aus der Schmuddelecke der Ewiggestrigen und einen Weg in Richtung Normalität und Versöhnung einschlagen.

Wichtig ist jetzt, dass sich die fragilen Verhältnisse in der serbischen Regierung aus Demokraten und Sozialisten festigen und auch Karadzics Mitstreiter Ratko Mladic gefasst wird. Sonst endet Belgrads Weg in Richtung Europa erst mal wieder in der Sackgasse.