Der Mailänder Medienmogul hat die Parlamentswahlen gewonnen. Nur 62 Prozent gingen zur Wahl. Kann er die Probleme des Landes lösen?

Rom. Frustriert und desillusioniert haben die Italiener am Sonntag und Montag das Parlament und damit die 62. Nachkriegsregierung neu gewählt. Nur gut 62 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Urne. Gesiegt hat Silvio Berlusconi mit seinem neu gegründeten Bündnis "Volk der Freiheit" - mit etwa acht Prozentpunkten Vorsprung vor Walter Veltroni von der Demokratischen Partei.

Doch große Hoffnungen setzen die Bürger nicht in den 71-jährigen "Cavaliere" und Multimilliardär. "Abwärts" und "Malaise" lauten die häufigsten Beschreibungen für den Zustand des Landes. "Italien ist wie ein platt gefahrener Reifen", sagt der 79 Jahre alte Renato Riccini nach der Stimmabgabe. Das Geld reiche vorne und hinten nicht, Steuern und Preise gingen jedoch nach oben. "Ich habe gewählt, aber ohne Begeisterung", schildert auch der 47-jährige Massimo Rossi in einem römischen Cafe seine Stimmung. Wie viele seiner Landsleute glaubt er nicht, dass die Regierung Probleme wie die explodierenden Preise für Grundnahrungsmittel meistert.

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Doch Berlusconis Selbstbewusstsein ist unerschütterlich. Er würde der Politik ja gerne den Rücken kehren, hat er verkündet. Doch er sei "immer noch unentbehrlich". Das hat den 71-jährigen Ex-Ministerpräsidenten veranlasst, sich nun zum dritten Mal um das Amt des Regierungschefs zu bemühen. Schon im Wahlkampf strahlte er, geliftet und gebräunt, wie der sichere Sieger.

Dass weder Korruptionsprozesse noch die unpopuläre Truppen-Entsendung in den Irak seinem Ansehen nachhaltig geschadet haben, liegt wohl in erster Linie in Berlusconis Persönlichkeit begründet. Mit seinem fast schon legendären Charisma und der Kunst, sich zur Schau zu stellen, beeindruckt er viele Italiener. Als Fußballfan in einem fußballverrückten Land kaufte er den AC Mailand und machte ihn zu einem der weltweit erfolgreichsten Klubs. Über sein bewegtes Eheleben berichtete die Presse mit leidenschaftlichen Worten. Und wenn man das Zurechtbiegen von Regeln und Gesetzen als italienische Kunst betrachtet, ist Berlusconi ein Meister des Fachs.

Die einfachen Italiener mögen seine bodenständige Art, seinen spitzbübischen Charme und bewundern zugleich seinen glamourösen Lebensstil. "Er ist ein begnadeter Redner, ein begnadeter Populist, er hat außergewöhnliche persönliche Fähigkeiten, einen Sinn für Humor, er ist wirklich ein begnadeter Entertainer", sagt John Harper, Professor der Johns Hopkins School für Internationale Studien in Bologna. Die Leute sähen in Berlusconi den "Anti-Politiker".

Sein Wahlprogramm ist damit zweitrangig geworden. Und mit seinem Erfolg weckt er nicht in erster Linie Neid, sondern erscheint vielen Landsleuten als erstrebenswertes Ideal. Zwar führt Berlusconi nicht mehr die Liste der reichsten Italiener an - die jüngste "Forbes"-Aufstellung verzeichnet ihn auf Platz drei -, doch er ist noch immer der Unternehmer, der ein Medienimperium gegründet hat, das heute rund sechs Milliarden Euro wert ist.

Berlusconi ist stolz auf seinen Reichtum, und er stellt ihn offen zur Schau. Er empfängt die Mächtigen der Welt in großzügigen Villen an der sardinischen Costa Smeralda, mietet Luxus-Yachten oder macht Urlaub in seinem Ferienhaus auf den Bermudas. Seine Botschaft: Wer privat so erfolgreich ist, kann auch Italien zum Erfolg führen.

Doch die Bilanz der letzten Amtszeit Berlusconis - von 2001 bis 2006 - fällt enttäuschend aus. Das versprochene Wirtschaftswunder blieb aus. Am Ende der Legislaturperiode rangierte Italien im europäischen Vergleich auf den hinteren Plätzen. Die schlechte Entwicklung kostete Berlusconi das Amt. Nun müsse er einen Job zu Ende bringen, hat er erklärt. Die Mitte-links-Regierung unter Romano Prodi habe das Land heruntergewirtschaftet, er wolle Italien wieder auf die Füße helfen.