Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat gestern seinen umstrittenen Frankreich-Besuch fortgesetzt.

PARIS. Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat gestern seinen umstrittenen Frankreich-Besuch fortgesetzt. Einen Tag nach der Unterzeichnung von Vereinbarungen im Wert von zehn Milliarden Euro wurde Gaddafi vom Präsidenten der französischen Nationalversammlung, Bernard Accoyer, empfangen. Das Treffen in der Residenz des Parlamentschefs galt als Ersatz für einen Auftritt in der Nationalversammlung, den Frankreich vermeiden wollte.

Oppositionelle Abgeordnete boykottierten das Treffen aus Protest gegen Menschenrechtsverstöße in Libyen. Unterdessen sagte Gaddafi in einem Interview, dass er mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy nicht über das Thema Menschenrechte gesprochen habe. Sarkozy hatte am Vorabend betont, er habe Gaddafi darauf hingewiesen, "dass er auf dem Weg der Menschenrechte weiter vorangehen" müsse.

Zudem wurden mehr Details der Geschäftsabkommen zwischen Frankreich und Libyen bekannt. Frankreich will unter anderem 21 Flugzeuge vom Typ Airbus, ein oder mehrere Atomkraftwerke sowie eine Anlage zur Entsalzung von Meerwasser liefern. Französische Unternehmen sollen außerdem den neuen Flughafen von Tripolis bauen, das Stromnetz erneuern, Straßen bauen und die Wasserversorgung der Hauptstadt verwalten. Langfristig will Frankreich Libyen befähigen, Atomstrom herzustellen.

Offen ist weiterhin, welche militärische Ausrüstung Libyen von Frankreich kaufen will. Im Gespräch sind unter anderem 14 Kampfflugzeuge vom Typ Rafale, 35 Militärhubschrauber und sechs Kriegsschiffe. Wenn der Vertrag so zustande kommt, wäre es das erste Mal, dass Frankreich seine als zu teuer geltenden Rafale exportiert.

Kurz vor Gaddafis Besuch beim Parlamentspräsidenten löste die Polizei eine Demonstration der Organisation "Reporter ohne Grenzen" nahe der Nationalversammlung auf.