Er will auch Deutschland und Dänemark überzeugen, wenn Simbabwes Präsident eingeladen wird.

BRÜSSEL. Der britische Premierminister Gordon Brown hat mit einem Boykott des EU-Afrika-Gipfels in Lissabon gedroht, sollte der Präsident von Simbabwe, Robert Mugabe, an der Konferenz teilnehmen. Er sei nicht bereit, mit einem Staatsführer an einem Tisch zu sitzen, der für Folter und Einschüchterung politischer Gegner verantwortlich sei und sein Land wirtschaftlich ruiniert habe, schrieb Brown in einem Beitrag für die britische Zeitung "The Independent". Großbritannien werde daher eine Politik des "leeren Stuhls" verfolgen.

Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft ließ indes offen, ob Mugabe zum EU-Gipfel im Dezember eingeladen wird. "Natürlich wollen wir, dass der britische Premierminister daran teilnimmt", sagte ein Vertreter Portugals. Die Frage der Einladungen sei noch nicht entschieden. Simbabwe wies die Boykottdrohung aus London zurück. "Brown vergeudet seine Zeit", sagte der stellvertretende Informationsminister Bright Matonga nach Angaben der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa.

Seit 1980 ist Robert Mugabe Staatschef von Simbabwe, der ehemaligen britischen Kolonie Südrhodesien. Der 83-jährige Diktator hat das Land völlig heruntergewirtschaftet. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 80 Prozent. Die Inflationsrate ist mit über 10 000 Prozent eine der höchsten der Welt. Für heftige Kritik sorgte die Landreform in den 90er-Jahren. 4000 der 4500 weißen Farmer wurden enteignet, ihr Land willkürlich an schwarze Landsleute verteilt. Diese waren oft landwirtschaftliche Laien. Heute liegen die meisten Farmen brach.

1991 begann der Diktator mit einer Kampagne gegen Homosexuelle, die für ihn "schlimmer als Tiere im Dschungel" sind. Er begründete sein Vorgehen unter anderem mit der hohen Aids-Rate im Land. Die britische Regierung unter Premier Tony Blair bezeichnete Robert Mugabes Regierung einst als "Gangsterregime". Wegen massiver Menschenrechtsverletzungen wurde Simbabwe vom Commonwealth ausgeschlossen. Gegen Mugabe besteht seit sieben Jahren ein Einreiseverbot in die Europäische Union, das jedoch für den EU-Afrika-Gipfel aufgehoben werden könnte.

Nach Informationen des "Independent" haben zahlreiche afrikanische Staaten, darunter Südafrika und Sambia, bereits angekündigt, den EU-Afrika-Gipfel ihrerseits zu boykottieren, falls Mugabe nicht teilnehmen werde.

Das Gipfeltreffen zwischen der EU und der Afrikanischen Union soll am 8. und 9. Dezember stattfinden. Ziel ist es unter anderem, Europa einen besseren Zugang zu dem Kontinent zu ermöglichen, der wegen seiner Rohstoffe derzeit heftig von China und den USA umworben wird. So veranstaltete China in jüngster Zeit drei Treffen mit afrikanischen Regierungschefs.

Den ersten EU-Afrika-Gipfel gab es vor sieben Jahren. Ein Folgegipfel scheiterte, weil die Europäer Robert Mugabe nicht am Verhandlungstisch haben wollten. Das führte schließlich zu einer Solidarisierung der afrikanischen Staatschefs.

Der "Independent" geht unter Berufung auf britische Regierungskreise unterdessen davon aus, dass Gordon Brown mit seiner Drohung, dem Gipfel fern zu bleiben, in Europa isoliert ist. Browns Ziel, andere EU-Staaten wie Deutschland und Dänemark vom Boykott des Gipfels zu überzeugen, habe kaum Aussicht auf Erfolg, schreibt das Blatt.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte sich auf seiner Afrika-Reise Anfang August in Ghana noch zuversichtlich über einen zweiten EU-Afrika-Gipfel geäußert: "Der Gipfel wird stattfinden, und es ist höchste Zeit dafür." Deutschland gehört zu den EU-Mitgliedsstaaten, die aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen eine stärkere Präsenz in Afrika wünschen.