HAMBURG. Norwegens Küste gilt unter Seeleuten als "very tricky": Diese Erfahrung machten gestern Nacht auch der Kommandant und die 41-köpfige Crew des deutschen Minenjagdbootes "Grömitz", als sie bei Dunkelheit, Schneetreiben und schlechter Sicht unweit des Hafens Floræ, nahe Bergen, auf eine Schäre, eine kleine Felseninsel, aufliefen und dort als "Minensucher-Denkmal" liegen blieben. Weder GPS noch Radar noch die konventionelle Koppelnavigation scheinen den Wachoffizier und den ihn beratenden Steuermann rechtzeitig alarmiert zu haben. "Fehlnavigation" vermutet jedenfalls die norwegische Rettungszentrale.

Laut Flottenkommando in Glücksburg waren keine Verletzten zu beklagen. Auch der Kiel des fast geräuschlosen Bootes aus antimagnetischem Stahl scheint nicht schwer beschädigt worden zu sein.

Die "Grömitz", ein Minenjagdboot der Frankenthal-Klasse, die beim 5. Minensuchgeschwader in Kiel stationiert ist, gehört seit Anfang 2007 zum Ständigen Minenabwehrverband der Nato, der zurzeit vor Norwegen eine Minensuchübung durchführt. Am Wochenende sollten die sechs Boote, die von einem belgischen Commander geführt werden, Bremerhaven besuchen. Ob die "Grömitz" dabei sein kann, hängt von den Untersuchungsergebnissen nach dem Freischleppen ab. Die Minentaucher an Bord, die im Ernstfall Minen identifizieren und sprengen können, werden aber als Erste bereits den Schiffsrumpf inspiziert haben.

Den Kommandanten, einen erfahrenen älteren Kapitänleutnant, werden unangenehme Fragen erwarten. Ob er nun beim Auflaufen auf der Brücke stand oder nicht, der Träger der weißen Mütze ist stets für alles an Bord verantwortlich. Ein Fehler kann ihn unter Umständen Kommando und Karriere kosten. Die "Grömitz" ist eine Hightech-Plattform mit Sonar, zwei Minenjagddrohnen und einer Taucherdruckkammer. Ab 2008 wird sie aber, gemeinsam mit den Schwesterschiffen "Bad Bevensen", "Bad Rappenau" und "Datteln" eine ganz neue Aufgabe erhalten: Im Rahmen der Marineschutzkräfte soll sie die deutschen Häfen vor Terroristen schützen.