Der Gesundheitszustand des russischen Ex-Spions Alexander Litvinenko, auf den vermutlich ein Giftanschlag verübt wurde, hat sich dramatisch verschlechtert. "Er ist jetzt in einer sehr kritischen Verfassung und wird weiterhin auf der Intensivstation behandelt", teilte das University College Hospital in London gestern Abend mit. Die Ärzte rätselten weiterhin über die Krankheitsursache, schlossen eine Vergiftung durch Schwermetalle wie das in Rattengift enthaltene Thallium jedoch mittlerweile aus. Auch radioaktive Strahlung habe nicht zu der Krankheit geführt, sagte der Leiter der Intensivstation, Geoff Bellingan.

Der 41-jährige Litvinenko ist ein Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nach Angaben eines seiner Vertrauten sammelte er Informationen über die Hintergründe des Mordes an der regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja. Er erkrankte nach einem Treffen mit russischen Informanten.

Litvinenkos Freund Alexander Goldfarb sagte dem Rundfunksender BBC: "Er hat starke Beruhigungsmittel erhalten und ist an ein Beatmungsgerät angeschlossen, weil in der Nacht sein Herz aussetzte." Der Arzt habe aber gesagt, dass es nicht geschädigt sei. Sein Herz schlage normal.

Ein italienischer Kontaktmann des ehemaligen Agenten sagte, Litvinenko habe mächtige Feinde in seiner Heimat. Die russische Mafia und korrupte Mitarbeiter der Regierung in Moskau hätten ein Motiv für die Tat. "Wir wissen sehr gut, wer Litvinenkos Feinde sind", sagte Mario Scaramella der BBC. Er hatte mit Litvinenko jahrelang auf die Verbindungen zwischen dem organisierten Verbrechen und ranghohen Amtsträgern in Russland hingewiesen. Moskau wies eine Verwicklung im Fall Litvinenko als "Unsinn" zurück.