Paris/Kopenhagen. Der Streit über Karikaturen des Propheten Mohammed zieht immer weitere Kreise.

Während sich die dänische Polizei auf antimuslimische Proteste rechtsgerichteter Jugendlicher in Kopenhagen vorbereitete, druckten gestern mehrere europäische Tageszeitungen, auch in Deutschland, die Zeichnungen nach, die in der dänischen "Jyllands-Posten" erschienen waren und zu heftigen Protesten in der arabischen Welt geführt haben.

Die "Welt" veröffentlichte eine der Karikaturen auf ihrer Titelseite. Die Zeichnung zeigt Mohammed mit einem zur Bombe stilisierten Turban. Chefredakteur Roger Köppel bezeichnete dies als "eine journalistische Pflicht". Auch die "Berliner Zeitung" zeigte zwei der zwölf Karikaturen. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisierte dies zunächst, sprach aber später von einem "notwendigen Beitrag zur Meinungsbildung". Die Mordaufrufe von Islamisten gegen dänische Journalisten seien durch nichts zu entschuldigen.

Auf der Titelseite der französischen Zeitung "France Soir" hieß es: "Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren." Begleitet wurde dies von einer weiteren Karikatur, die die Götter von Buddhismus, Judentum, Islam und Christentum auf einer Wolke zeigt.

Im Innenteil werden dann die dänischen Karikaturen gezeigt. "Kein religiöses Dogma kann einer demokratischen und säkularen Gesellschaft auferlegt werden, ,France Soir' druckt deshalb die kritisierten Karikaturen", schrieb das Blatt.

Nach dänischen Angaben wurden die Mohammed-Karikaturen auch von Zeitungen in Spanien, Italien, den Niederlanden und Island veröffentlicht. In den Niederlanden legte der islamkritische Parlamentsabgeordnete Geert Wilders die Mohammed-Karikaturen auf seiner Internet-Seite aus.

Vor der dänischen Botschaft in Ankara protestierten Mitglieder der islamischen Partei Glückseligkeit. Eine so "geschmacklose Beleidigung" könne nicht mit einer Entschuldigung wiedergutgemacht werden.

Syrien berief seinen Botschafter aus Kopenhagen ab und folgte damit dem Beispiel von Saudi-Arabien, Kuwait und Libyen. In Indonesien verurteilte der Generalsekretär des Rats der muslimischen Gelehrten, Ischwan Sam, die Karikaturen als Ausdruck "westlicher Arroganz" und "Zeichen von Dummheit". Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) sagte, die 1,3 Milliarden Muslime könnten zu Recht erwarten, "daß diejenigen, die sich der Blasphemie schuldig gemacht und die zivilisatorischen Grenzen der Freiheit überschritten haben, die Angelegenheit wieder in Ordnung bringen".

Der Chefredakteur von "Jyllands-Posten", Carsten Juste, sagte, er befürchte, daß nach den Protesten niemand in der nächsten Generation in Dänemark mehr eine Zeichnung von Mohammed anfertigen werde: "Sie haben gewonnen."