Google will keinen Einfluss auf Autovervollständigung der Suchmaschine nehmen. Bei einigen Promis verhält sich die Funktion auffällig diskret.

Berlin. Im Gegensatz zu Bettina Wulff scheint sich für Pamela Anderson niemand im Internet zu interessieren. Jedenfalls wird der Name des „Baywatch“-Stars bei Google nicht von der sogenannten Autovervollständigung vorgeschlagen, sobald man seine ersten Buchstaben in die Suchmaske eintippt. Das wirkt seltsam: Laut Google beruhen die Vorschläge auf den Suchanfragen der Nutzer – doch es ist bekannt, dass der Name der Schauspielerin zu den meistgesuchten im Netz gehört.

+++ Kommentar: Der Kampf um die Ehre +++

Das kleine Kästchen mit den vorgeschlagenen Suchbegriffen scheint verrückt zu spielen, wenn es um Pamela Anderson geht. Erst wird noch Jim Morrisons Freundin Pamela Courson als Top-Suchbegriff neben anderen angeboten, aber schon beim Eintippen des „A“ von Anderson sind auf einmal alle Vorschläge verschwunden. Auch wer nach Paris Hilton sucht, bekommt von Google keine Hilfe: Die Autovervollständigung kennt diese Wort-Kombination nicht. Von dem bekannten Society-Sternchen ganz abgesehen – heißt das, dass auch niemand auf diese Weise nach einem Hotel in der französischen Hauptstadt sucht?

Google erklärt selbst, die Vorschläge zur Autovervollständigung würden durchaus gesäubert, aber nur in wenigen Fällen. „Wir möchten Ihnen möglichst relevante Suchanfragen anbieten, schließen jedoch Begriffe aus, die in engem Zusammenhang mit Pornografie, Gewalt, Hassreden und Urheberrechtsverletzungen stehen“, heißt es in einer Google-Erläuterung. Nähere Angaben zu den genannten „Richtlinien der automatischen Vervollständigung“ gibt es dort nicht. Bei Problemen solle man im Hilfeforum der Google-Websuche schreiben.

Ob Bettina Wulff auch in Googles Hilfeforum gepostet hat, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall reichte sie Klage gegen Google ein, weil als prominente Ergänzungsvorschläge zu ihrem Namen Begriffe wie „Escort“ oder „Prostituierte“ auftauchen. Google bleibt hart: Die angezeigten Begriffe seien das algorithmisch erzeugte Resultat mehrerer objektiver Faktoren, inklusive der Popularität der eingegebenen Suchbegriffe, betonte Sprecher Kay Oberbeck am Wochenende. „Google schlägt diese Begriffe nicht selbst vor - sämtliche in Autovervollständigung angezeigten Begriffe wurden zuvor von Google-Nutzern eingegeben.“ Es sei keine Meinungsäußerung, sondern ein Spiegelbild bisheriger Suchanfragen.

Das Verhalten der Autocomplete-Funktion bei Pamela Anderson und Paris Hilton legt zugleich die Vermutung nahe, dass Google in einzelnen Fällen durchaus den Radiergummi ansetzt, wenn es um bestimmte Personen geht. Aber wann? Könnte es etwas damit zu tun haben, dass von beiden einst angebliche Sex-Videos ins Netz gestellt worden waren?

Der Ärger der ehemaligen deutschen First Lady ist kein Einzelfall. Google-Sprecher Oberbeck zählt fünf Verfahren allein in Deutschland auf, der der Internet-Konzern alle gewonnen habe. Ein kompletter Überblick über Klagen in anderen Ländern ist schwierig. Bekannt wurden mehrere Verfahren in Frankreich, von denen zumindest einige mit nicht näher veröffentlichten Einigungen endeten. In Italien stellte sich ein Gericht auf die Seite eines Unternehmers, der sich durch die Ergänzungsvorschläge als Schwindler verunglimpft sah. Ein anderes sah Google im Recht.

Produktmanager Jonathan Effrat erklärte einmal, Google halte sich heraus, wenn es um Kombinationen aus Firmennamen und Worten wie „Betrug“ gehe. „Oft suchen die Menschen danach und es gibt Gründe dafür“, sagte er dem amerikanischen Suchmaschinen-Experten Danny Sullivan. „Es ist nicht unsere Sache, zu sagen: Ihr sollt danach nicht suchen.“ Inzwischen gibt es eine ganze Industrie, die Firmen anbietet, für positive Vorschläge bei der Autovervollständigung zu sorgen.

So machte Brian Patterson vom Dienstleister Go Fish Digital mehrere Faktoren aus, die Google auswerte. Dazu gehörten die Häufigkeit der Suchanfragen, die Aktualität, aber auch wie Oft der Begriff insgesamt im Web und in Sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Google+ auftaucht. Entsprechend könne man dort ansetzen, um das Ergebnis von Googles algorithmischer Berechnung zu manipulieren. Allerdings können die vorgeschlagenen Suchbegriffe auch vom Aufenthaltsort des Nutzers abhängen, was das ganze noch etwas komplizierter macht.