Marcel Reich-Ranicki, geboren am 2. Juni 1920 im polnischen Wloclawek (Leslau), gilt als der einflussreichste deutschsprachige Literaturkritiker der Gegenwart. Im nationalsozialistischen Deutschland konnte Reich-Ranicki 1938 trotz seiner jüdischen Abstammung noch das Abitur machen. Der Zugang zum Studium wurde ihm verwehrt. 1940 wurde Reich-Ranicki gezwungen, ins Warschauer Getto umzusiedeln, wo er bei dem von den Nazis eingesetzten Ältestenrat, dem "Judenrat", als Übersetzer arbeitete.

Der Deportation in das Vernichtungslager Treblinka entging er, inzwischen verheiratet mit seiner Frau Teofila, durch Flucht. Das Paar lebte bis zum Herbst 1944 versteckt. Später arbeitete er für die polnische Botschaft in London.

1958 kehrte er nach Deutschland zurück und schrieb für die "Zeit" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Von 1988 bis 2001 prägte er das "Literarische Quartett" im ZDF. Seine Frau starb im vergangenen Jahr.