Berlin. Die Polizei hat gestern das Occupy-Camp am Berliner Hauptbahnhof geräumt. Etwa 100 Beamte waren um 14 Uhr im Regierungsviertel angerückt, um ein Räumungsgesuch der Grundstücksverwalterin durchzusetzen. Drei Stunden später war das Camp menschenleer.

Entgegen vorherigen Ankündigungen zogen die Protestler freiwillig ab. "Schon allein aus Respekt vor der Polizei", sagte Johannes Ponader vom Occupy-Presseteam. "Das sind ja auch nur Bürger in Uniform." Eigentlich hatten die Demonstranten sich wegtragen lassen wollen. Zuletzt kampierten noch 15 Menschen dort.

Das Occupy-Camp nahe dem Hauptbahnhof bestand seit Anfang November. In den vergangenen Jahren wurde auf der Fläche die Freiluftbar "Bundespressestrand" betrieben. Jetzt soll dort ein Neubau für das Bundesbildungsministerium errichtet werden. Ursprünglich sollte das Gelände bereits Mitte Dezember letzten Jahres übergeben werden.

Für die Räumung des Geländes sperrte die Polizei das komplette Kapelle-Ufer zwischen dem Haus der Bundespressekonferenz und dem Hauptbahnhof. Nachdem die Occupy-Aktivisten eine von der Eigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, gesetzte Frist zur Auflösung des Lagers am vergangenen Freitag hatten verstreichen lassen, ging bei der Berliner Polizei ein Strafantrag sowie ein Räumungsbegehren ein.

Die bankenkritische Occupy-Bewegung hatte für eine freiwillige Räumung zur Bedingung gemacht, dass die Bundesanstalt ein anderes Gelände zur Verfügung stellt. Einer der Vorschläge ist das Haus der Statistik am Alexanderplatz. Das Gebäude sei aber nicht geeignet, weil es abseits liege, sagte ein Occupy-Aktivist.

Für den 15. Januar ist die nächste Demonstration der Bewegung in Berlin angekündigt. Am vergangenen Sonnabend hatte Occupy zur Demonstration "Wulff den Schuh zeigen" vor Schloss Bellevue aufgerufen.