In der Politik ist ein Streit über die Gefährlichkeit der mutmaßlich linksextremen Attentäter entbrannt. Wieder wurden Brandsätze entdeckt.

Berlin. In Berlin sind am Donnerstag weitere Brandsätze an Bahnanlagen gefunden worden. Ein Sprecher der Bundespolizei bestätigte, dass zwei Brandsätze am Vormittag zwischen Bahnhof Südkreuz und dem S-Bahnhof Priesterweg entdeckt wurden. Einschränkungen gab es laut Bahn dadurch im S-Bahnverkehr der Linien S2 und 25 nach Teltow und Blankenfelde.

Erst am Mittwoch hatte ein S-Bahn-Fahrer zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg einen Brandsatz entdeckt. Deshalb waren vier S-Bahnlinien gut zwei Stunden lahmgelegt. Durch die vermutlich von Linksextremisten verübten Attacken auf die Bahnanlagen kam es am Donnerstag den vierten Tag in Folge zu Einschränkungen im Zugverkehr in Berlin und Brandenburg.

Die Behinderungen betrafen auch den Regional- und Fernverkehr, wie Bahnsprecher sagte. Seit Wochenanfang hatten Unbekannte Bahneinrichtungen mit Brandsätzen attackiert. Zwei der Brandflaschen mit Zeitzündern detonierten und richteten Sachschaden an. Verletzt wurde niemand.

Auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg mussten infolge eines Anschlags die Züge am Donnerstag weiter über Stendal und Wittenberge umgeleitet werden. Hierdurch gebe es bis zu einer Stunde Verspätung, sagte der Sprecher. Auch auf der Schnellverkehrsstrecke in Richtung Hannover mussten Reisende 30 Minuten mehr Fahrzeit einplanen.

+++ Weitere Anschläge - Bahn setzt 100.000 Euro Belohnung aus +++

+++ Linksextremisten legen Bahnverkehr lahm +++

An beiden Strecken waren mit Zeitzündern versehene Brandsätze hochgegangen und hatten Sachschaden verursacht. Von Verspätungen und Zugausfällen betroffen war auch der Regionalverkehr im Berliner Nordwesten und im Brandenburger Umland. Die Reparaturarbeiten an der Strecke nach Hamburg sollten noch bis zum Abend andauern. Auf der Trasse nach Hannover sollte der Verkehr am Nachmittag wieder planmäßig rollen.

Wegen der Brandanschläge verspätete Reisende können nicht mit Entschädigungen durch die Deutsche Bahn rechnen. Der Konzern beruft sich auf höhere Gewalt und Sabotage. Die Deutsche Bahn AG hat eine Belohnung von 100.000 Euro für Hinweise auf die Täter der jüngsten Brandanschläge ausgesetzt. Das Sicherheitspersonal an den Strecken wurde erhöht.

Der Leiter der Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, sagte, „wir reagieren flexibel auf solche neuen Phänomene, wie es diese Serie von Brandanschlägen für uns bedeutet.“ Stellen, an denen besonders viel zusammenkomme, würden besonders ins Augenmerk genommen und der Konzern arbeite vor allem intensiv mit der Polizei zusammen. Für die Passagiere bestehe bei solchen Taten keine Gefahr.

Die Bundesanwaltschaft hatte bis Donnerstagmorgen acht Tatorte mit insgesamt 16 Brandsätzen festgestellt. Die oberste deutsche Strafverfolgungsbehörde ermittelt gegen bislang unbekannte Täter wegen des Verdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage. Die Bundesanwaltschaft hat das Verfahren an sich gezogen, weil die „besondere Bedeutung des Falles“ im Ausmaß der Brandanschläge und den Folgen der Taten für die Infrastruktur liege. Zu den Taten bekannte sich am Montag in einem Schreiben eine bislang unbekannte linksextremistische Gruppe.

Die Anschläge lösten eine Debatte über eine neue Bedrohung durch linke Gewalt aus. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wandte sich dagegen, im Zusammenhang mit den Brandanschlägen auf die Bahn von Terrorismus zu sprechen. Zwar könne man den Begriff „Terroraktion“ verwenden, sagte der SPD-Politiker im RBB-Inforadio. Er gehe allerdings weiterhin davon aus, dass hinter den Anschlägen nur eine kleine Gruppe stehe.

(abendblatt.de/dapd)