Hamburg . In Hamburg wird am Sonnabend die bundesweite „Woche für das Leben“ eröffnet. Im Mittelpunkt steht das Thema „Sterben in Würde“.

Im Herbst will der Bundestag über ein neues Gesetz zur Sterbehilfe entscheiden. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob und inwieweit der assistierte Suizid durch Ärzte und Angehörige in Deutschland erlaubt werden soll.

Im Vorfeld dieser Entscheidung beziehen jetzt die evangelische und katholische Kirche Position: Bei der bundesweiten „Woche für das Leben“ steht das Thema „Sterben in Würde“ im Mittelpunkt. Die Veranstaltungsreihe wird an diesem Sonnabend in der Hamburger Katharinenkirche mit viel Kirchenprominenz eröffnet.

Im Gespräch mit dem Abendblatt bekräftigen der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Professor Heinrich Bedford-Strohm, ihr Nein zu ärztlich assistiertem Suizid und organisierter Sterbehilfe. „Den ärztlich assistierten Suizid lehnen wir ab, da wir befürchten, dass eine Normalisierung und Professionalisierung des Suizids als eine Behandlungsvariante am Ende des Lebens genau jene gefährdet, die des besonderen Schutzes bedürfen – schwerstkranke und alte Menschen“, sagte der Münchener Kardinal Reinhard Marx.

Statt dessen müsse die Gesellschaft Angebote zur Beratung, Unterstützung und Begleitung machen, damit Menschen auch den letzten Lebensweg in Würde möglichst selbstbestimmt, schmerzfrei und nicht allein gehen. Ähnlich argumentiert auch der Münchner evangelische Landesbischof Bedford-Strohm. „Im Mittelpunkt einer gesellschaftlichen Diskussion muss die Frage stehen, welche Bedingungen es ermöglichen, dass Menschen auch in schwierigen Situationen in Würde sterben können.“ Die organisierte und kommerzielle Sterbehilfe müsse verboten werden. „Neue strafrechtliche Regelungen für Ärzte in ihren persönlichen Patientenbeziehungen brauchen wir aber nicht. Die Ärzte gehen verantwortlich mit den notwendigen Gewissensspielräumen um.“

Seit mehr als 20 Jahren ist die „Woche für das Leben“ eine herausragende ökumenische Aktion. Wie die beiden Kirchen mitteilen, soll es in diesem Jahr auch um die bevorstehende Bundestagsentscheidung gehen.

Im Gegensatz zu Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will Bundestagsvizepräsident Peter Hintze in bestimmten Situationen eine ärztlich assistierte Selbsttötung möglich machen. Der CDU-Politiker und gelernte Pastor will gern Rechtssicherheit für Ärzte und Patienten, dass ein ärztlich assistierter Suizid in einer aussichtslosen Schmerzlage am Ende des Lebens möglich ist.

Die beiden führenden Kirchenrepräsentanten Bedford-Strohm und Marx plädieren dafür, die palliativen und Hospiz-Kapazitäten deutlich auszubauen. „Was wir brauchen, ist eine nachhaltige, massive Verbesserung der Betreuung und Begleitung am Lebensende durch moderne Schmerzmedizin und gute Pflege“, fordert der EKD-Ratsvorsitzende. „Es muss sichergestellt werden, dass genug Zeit ist, sich um Sterbende zu kümmern. Dazu brauchen wir deutlich mehr Geld im System.“ Allerdings, fügte Kardinal Marx hinzu, sei ,Sterben in Würde’ eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gerade habe der Bundesgesundheitsminister seine ersten Vorschläge für die Verbesserung der palliativen und hospizlichen Versorgung vorgelegt. Marx: „Wir werden die weiteren Diskussionen aktiv begleiten und uns unserer Verantwortung stellen.“

Auf die Frage, wie er gern selbst einmal sterben möchte, sagte Bischof Bedford-Strohm: „Ich möchte Zeit haben, um mich aufs Sterben einzustellen und Abschied zu nehmen. Und ich wünsche mir, dass die Hoffnung, die ich jetzt habe, mich auch dann trägt.“ Und Kardinal Reinhard Marx bekennt: „Ich möchte sterben mit Blick auf den Gekreuzigten, gestärkt durch die Heiligen Sakramente, umgeben von Menschen, die mir nahe sind.“ Schön sei es dann für ihn, wenn er sprechen könne: „Jesus dir leb´ ich, Jesus dir sterb`ich, Jesus dein bin ich im Leben und im Tod.“ Der katholische Kirchenmann fügt hinzu: „Ich gebe alles in Gottes Hand und bete – wie es früher vielfach getan wurde – um eine gute Sterbestunde.“

Einer Allensbach-Umfrage zufolge haben sich 67 Prozent der Deutschen dafür ausgesprochen, aktive Sterbehilfe zu erlauben. Damit ist die Akzeptanz weiter gestiegen. 2008 waren es noch 58 Prozent.